[AndreaS]

Hallo zusammen!

Hab mich heute zwei Stunden früher aus dem Büro geklingt. Ein beschissenes Wochenende liegt hinter mir, voller Selbstmitleid, oder was war es?

Heue morgen klingelt meine Durchwahl im Hospiz, Nummer wird nicht angezeigt, und sofort eine Vorahnung. Meine Mutter war dran und teilt mir mit, dass mein Patenonkel heute Nacht gestorben ist.

9 Jahre hatte ich ihn nicht gesehen, in letzter Zeit hin und wieder telefoniert, waren persönliche Gründe, fälschilicher Weise gedacht, man müsse Partei ergreifen damals. Ok, für mich kein wirklicher Verlust. Meine Familie besteht nicht mehr aus Kompromissen, meine Familie sind nach dem Tod meines Mannes meine Kinder, Steffen, meine Schwästerin und Familie, meine Schwiegermutter, meine Eltern und meine Freundin.

Und doch haut es mich um. Gelebtes Leben? Ja, von der Anzahl der Jahre gewiss. Und doch - vor 25 Jahren einen schweren Herzinfarkt. Seither ständige Arztbesuche, ständige Panik um ihn. Das ganze Leben drehte sich um meinen Onkel, dem etwas passieren könnte.

Und nach diesem bescheidenen Wochenende diese Nachricht und der Gedanke, nun sind nur noch meine Eltern und meine Tante übrig aus dem Leben meiner Kindheit und Jugend. Und meine Tante tut mir so unendlich leid. Und ich bin wieder auf Reise, zurück an dem Tag nach der Nacht, die alles verändert hat. Es tut so unendlich weh, noch heute, die Erinnerung so präsent und ich weiß wie es ihr jetzt gehen muss, trotz "gelebtem" Leben, denn was ändert es an der Tatsache, dass es jetzt vorbei ist. Nie wieder. Endgültig. Der Weg beginnt jetzt erst für sie und im Augenblick gibt es keine tröstenden Gedanken, keine versöhnlichen Erinnerungen. Jetzt tut es nur entsetzlich weh.

Ich werde ihr jetzt schreiben. Nein, sie muss nicht stark sein, nein, es wird auch nicht wieder, nein es war auch nicht besser, dass er nun tot ist, wie kann es besser sein, dass er tot ist statt zu leben?

Frühling, und wieder ist irgendwie alles anders....

LG
Andrea