AW: Villa Sonnenschein
Lola,
du kennst doch die "Kläbbabuwe"? Das sind die Messdiener, die ab Karfreitag durchs Dorf ziehen mit ihren "Kläbbakaschte" und das Ende der Fastenzeit ankündigen. Dieser Brauch wird auch heute noch/wieder gepflegt. Am Ostersamstag ziehen sie dann von Haus zu Haus und sammeln für die Messdiener.
Früher gabs da immer Eier und die wurden über einem Osterfeuer gebacken und mit Brot an die Messdiener und die Kinder und Jugendlichen verteilt. Zumindest war es bei uns so. Desweiteren zündete der Gemeindepastor die Osterkerze an diesem Feuer an, die dann anschliessend in einer Prozession zur Kirche gebracht wurde. Das Osterfeuer wurde mitten im Dorf auf dem Marktplatz entzündet. Was auch für die örtliche freiwillige Feuerwehr ein grosser Auftritt war.
Das Osterfeuer war für uns Kinder und die Gemeinde ein grosses Fest. Mal abgesehen von der Glaubensgeschichte läutete es die wärmere Jahreszeit ein (damals gab es ja noch richtige Winter). Für uns Kinder war etwas anderes viel wichtiger. Da das Fest bis spät in die Nacht ging, durften wir entsprechend lange aufbleiben. Am Ostersonntag gab es dann endlich, nach langen Wochen, mal wieder was Süsses und, zumindest genau so wichtig: es kam auch wieder Fleisch auf den Tisch.
So war es bei uns, damals, in dem kleinen Nest mitten im Wald, wo auch heute noch der St. Nikolaus wohnt.
Nachösterliche Grüsse
Helmut
PS: Der Ortsname St. Nikolaus stammt von einem Kloster, das dort so um 1200 rum entstand. Einzige Überbleibsel sind eine Nikolausstatue aus Sandstein und der aufgestaute Klosterweiher. Die letzten Steine des Klosters wurden vom Grafen von Nassau/Saarbrücken zur Erichtung eines Jagdschlösschens im benachbarten Karlsbrunn verwendet. Überlebt hat diesen Akt nur die besagte Statue und unbedeutende Reste eines Türbogens und der Kopf einer Säule.
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