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Alt 16.12.2003, 20:41
Gast
 
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Standard mein papa ,ein tapferer mensch

Liebe Tina, liebe Alex!

Vielen Dank für Eure Antworten. Sitze mittlerweise zu Hause; heute vormittag habe ich vom Büro aus geschrieben, geht auch mal. Irgendwie ist heute nicht so mein Tag. Zur Zeit geht es noch häufig rauf und runter mit den Gefühlen.

Am 22.11. hatten wir die Trauerfeier, jetzt am Samstag ist die Urnenbeisetzung von Papa. Ursprünglich wollten sich meine Eltern anonym beisetzen lassen, hatten sie uns mal erzählt. Sie wollten nicht, dass wir die Arbeit mit der Grabpflege haben, da wir auch nicht im selben Ort wohnen. Aber als wir vor gut 4 Jahren hier aufs Land gezogen sind und Papa solchen Gefallen an unserer kleine Dorfkirche samt Friedhof gefunden hatte, fragte er mich, ob er auch hier seine Ruhestätte bekommen kann. Es geht! Und so haben wir beide Wünsche von ihm vereint; eine Urne, was bei einer anonymen Beisetzung immer ist und eine Grabstelle neben "seiner" Kirche.

Ehrlich gesagt, bin ich froh, das es eine Grabstelle gibt. So hat man noch ein Plätzchen, an dem ein Teil von ihm ist. Allerdings glaube ich fest daran, dass irgendetwas von uns bleibt und immer bei uns ist. So wie July es beschrieben hat mit der Amsel.

Wir haben neben unserer Haustür eine Bank stehen. Zur Zeit ist sie allerdings winterlich dekoriert (etwas habe ich doch gemacht). Immer, wenn Papa uns besucht hat, saßen wir auf der Bank, haben über die Felder gesehen und Papa hat seine Zigarre geraucht. Wer weiss, vielleicht duftet es irgendwann mal wieder nach Zigarre ....

Alex, Deine Frage, ob Mama bei uns wohnen bleibt, muß ich mit nein beantworten. Das hört sich vielleicht hart an. Aber Mama ist in einigen Bereichen pflegebedürftig. Sie vergißt sehr viel und es gibt einige wichtige Dinge, an die sie erinnert werden muß, z.B. ihre Tabletten gegen Bluthochdruck zu schlucken usw. Da ich berufstätig bin, zwar nur halbtags, kann ich nicht ihre Pflege übernehmen.

Und wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich es auch nicht. Wir waren und sind immer bereit, Mama für eine gewisse Zeit aufzunehmen. Aber eine Dauerlösung kann es nicht sein. Man hat als eigene Familie seinen Rhytmus, seine Gewohnheiten und Mama genauso. Da eckt man dann doch mal aneinander und will eigentlich dem anderen nicht wehtun.

Nein, sie ist jetzt in einer "Seniorenresidenz". Nennt sich so und ist wirklich eine schöne Anlage. Eigentlich sollte Papa auch dorthin, aber er hat's ja nicht mehr geschafft. Die beiden hatten sich das alles im Sommer mal angesehen, weil es dort auch betreutes Wohnen gibt und sie am überlegen waren, ob das nicht was für sie wäre.

Das Gute ist, dass diese Heim im nächsten Ort ist und es für mich 10 Min. bis dorthin sind. Nach Bremen, wo meine Eltern vorher wohnten, war es fast eine Stunde zu fahren. So kann ich Mama schnell mal besuchen oder sie zu uns holen. Dann sitzen wir beide auf der Bank vor'm Haus.

Mit Arbeiten zwischen den Feiertagen bin ich wohl besser dran als Ihr. Ich habe ab kommenden Montag frei und muß es am 2.1. wieder hin. Vielleicht auch erst am 5.1.; muß mal mit meinem Chef sprechen, der übrigens sehr verständnisvoll ist und sich oft nach Papas Befinden und auch dem meiner Mama erkundigt hat. So was gibt's bestimmt nicht oft.

Ganz froh bin ich auch, dass meine Schwester und ich ein so tolles Verhältnis zueinander haben. Sie hat es leider schon lernen müssen, mit Trauer umzugehen. Vor gut 4 Jahren ist ihr Mann gestorben. Da waren wir alle ganz traurig, weil keiner damit gerechnet hatte. Jetzt gibt sie mir oft Ratschläge und ich weiss dann auch, wovon sie spricht. Schade nur, dass sie so weit weg wohnt. Mit der Bahn sind es vier Stunden, mit dem Auto braucht man meistens länger, weil die Autobahnen dicht sind.

So, dass soll's für heute sein. Vielleicht ist morgen wieder ein "Rauf-Tag", hoffentlich.

Seid ganz lieb gegrüßt von mir
Ulrike
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