mein papa ,ein tapferer mensch
Liebe Tina!
Es macht mich ganz betroffen was Du geschrieben hast. Ich schließe daraus, dass Deine Mama und Großeltern zusammenwohnen. Das ist bestimmt nicht einfach.
Meine Mama leidet auch an Altersdemenz, daher kann ich in etwa nachvollziehen, was zeitweise bei Euch los ist. Papa war manchmal auch am verzweifeln, es war bestimmt nicht einfach, mit einem Menschen zusammenzuleben, der viele Sachen einfach vergißt und man ständig daran erinnern muß. Ich habe aber auch gehört, dass viele Demenzkranke wirklich wie kleine Kinder sich benehmen.
Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, einen Pflegeantrag zu stellen? Ich hatte das im September für meine Mama gemacht, da sie sich z. B. oft nicht gewaschen hat und ihre Tabletten nicht nahm. Folge war, das sie mit einem Wahnsinnsblutdruck zusammengeklappt war und ich sie in Krankenhaus bringen musste. Da war sie gerade bei uns zu Besuch weil Papa verreist war. Ihr ist dann auch Pflegestufe I zuerkannt worden.
Wenn Papa noch leben würde, hätte ich einen Pflegedienst beauftragt, der ihr morgens beim Waschen hilft, dafür sorgt, dass sie saubere Kleidung anzieht und die Pillen schluckt. Wenn Papa sie daran erinnert hat, hat sie auch oft trotzig reagiert.
Versucht es einfach mal. Vielleicht hilft es auch, wenn ihr damit "droht". Denn für Deinen Opa und erst recht jetzt für Deine Mama ist es eine enorme Belastung.
Das war auch für uns der Grund, dass unsere Mama in einem Altenheim wohnt. Meine Schwester und ich wollten sie nicht abschieben, uns geht es darum, dass sie optimal versorgt wird. Sie hat jetzt immer noch ihr eigenes Reich, kann dort, wo's möglich ist, selbst entscheiden. Ihr wird aber geholfen, wo es nötig ist.
Wenn Eure Oma mal wieder auf die Trauer-"Zeit" zu sprechen kommt, dann könnt Ihr ja sagen, dass Ihr bei ihr ja weniger lange trauern werdet. Aber wenn der geliebte Mann und Papa schon so früh verstirbt, braucht es eben seine Zeit. Außerdem ist es sicher bei jedem verschieden. Der eine ist schnell damit durch, der andere braucht eben seine Zeit. Und das ist gut so.
Gestern waren wir mal wieder in der Wohnung unserer Eltern. Die müssen wir ja noch leerräumen bis Ende Januar. Aber ohne Tränen geht es noch nicht. Einige "edle" Teile haben wir jetzt noch bei uns stehen. Bringen es nicht fertig, sie zu entsorgen. Papa hatte sich im letzten Frühjahr noch ein neues Bett gekauft, in Kirschbaum. Für den dazugehörigen Nachttisch fand ich vor einigen Wochen die Quittung. Da konnte ich mir vorstellen, was das Bett gekostet hat. Gestern fanden wir dann auch diese Quittung. Davon könnte unsere Tochter locker den Führerschein bezahlen!
Jetzt steht Papas Bett bei uns im Gästezimmer. Habe erst gedacht, das es mir schwer fällt. Aber es ist genau andersrum. Ich glaube, dass Papa das jetzt auch sieht und sich freut, dass sein Bett bei uns steht. Vielleicht hält er ja mal sein Mittagschläfchen bei uns.
Sei ganz lieb gegrüßt und haltet den Kopf hoch wegen Eurer Oma!
Ulrike
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