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Alt 27.06.2009, 17:47
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Jutta Jutta ist offline
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Standard Wie sieht die Nachbetreuung aus?

Wie sieht die Nachbetreuung aus?

Das "Programm" der Nachsorge orientiert sich am Krankheitsstadium bei Abschluss der ersten Behandlung.
Patienten, bei denen der Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte oder sich früh ein Rückfall abzeichnet, werden anders betreut als Patienten, bei denen eine vollständige Genesung erwartet werden kann und die Therapie mit heilender, "kurativer" Absicht durchgeführt wurde.
Bei einer metastasierten Erkrankung orientieren sich die Abstände der Arzttermine, der Untersuchungen und der Behandlung allein an den individuellen Symptomen. Eine Übersicht finden betroffene Patienten im Kapitel "Behandlung bei fortgeschrittener Erkrankung".



Das Risiko, nach einer zunächst erfolgreichen, kurativen Behandlung einen Rückfall zu erleiden, ein so genanntes Rezidiv, ist statistisch in den ersten beiden Jahren am höchsten und sinkt dann langsam ab. Rezidive nach fünf Jahren oder später sind sehr selten, wenn auch nicht ausgeschlossen, so aktuelle Studien. Die Nachsorge ist daher in den ersten beiden Jahren vergleichsweise intensiv und wird mit festem Programm in der Regel nur fünf Jahre nach der Erstbehandlung fortgesetzt.
Nachsorge - immer notwendig?

Nur bei Patienten, bei denen die Krankheit in einem sehr frühen Stadium entdeckt und behandelt wurde, kann auf regelmäßige und intensive Nachsorgeuntersuchungen nach festem Programm verzichtet werden. Auch für sie bleibt das Gespräch mit dem Arzt wichtig, wenn es um ihren Allgemeinzustand geht, um eventuelle Einschränkungen durch die Erkrankung oder Therapiefolgen.
Eine Altersgrenze für die Nachsorge gibt es nicht: Die Autoren der aktuellen Leitlinie warnen davor, selbst bei betagten Patienten davon auszugehen, eine Nachsorge würde sich "nicht mehr lohnen". Sie raten jedoch dazu, das Programm an Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen und auch dem Willen des Patienten auszurichten, sich bei einem Rückfall gegebenenfalls erneut operieren oder anderweitig behandeln zu lassen.
Für Betroffene, die oft gar nicht genau wissen, was mit der Nachsorge auf sie zu kommt, mag eine solche Entscheidung schwierig sein. Hier hilft nur eines: sich umfassend zu informieren und mit den Ärzten das Für und Wider regelmäßiger Untersuchungen zu besprechen, gegebenenfalls auch mehrfach.
Nachsorge möglichst umfassend?

Untersuchungen, die für den Betroffenen keine Konsequenzen haben, haben auch in der Nachsorge keinen Stellenwert und werden in der aktuellen Leitlinie deshalb nicht empfohlen. Kritisch betrachtet sind das zum Beispiel Untersuchungen, die Rückfälle oder Metastasierungen nachweisen können, ohne dass sich dies auf die Verbesserung der Lebensqualität oder Überlebenszeit von Patienten auswirkt. Daher sind in den Rahmenempfehlungen zur Nachsorge nach Darmkrebs nur Untersuchungen aufgeführt, von denen Patienten tatsächlich einen Nutzen haben.
Welche Untersuchungen sind in der Nachsorge geeignet?

Die meisten Patienten kennen notwendige Untersuchungen schon aus der Früherkennung und der Zeit der Abklärung von Beschwerden. Im Vergleich zur Diagnostik bei Krankheitsverdacht hat vor allem der Stuhltest (Guajak-Test, "Hämoccult") an Bedeutung verloren und spielt in der Nachsorge keine Rolle. Auch ist es nicht zweckmäßig, so die aktuelle Leitlinie, bei jedem Nachsorgetermin umfangreiche Laboruntersuchungen durchzuführen. Die virtuelle Koloskopie mittels Computertomografie spielt in der Nachsorge derzeit keine Rolle und ersetzt die "echte" Darmspiegelung nicht. Auch Untersuchungen wie die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) oder ein so genannter Kolonkontrasteinlauf gehören nicht zu den für alle Patienten empfohlenen Untersuchungen, weil ihr Nutzen in der Darmkrebsnachsorge nicht belegt ist.
  • Die Befragung des Patienten (Anamnese) nach Beschwerden oder anderen Symptomen sowie die Durchführung einer körperlichen Untersuchung sind Standard.
  • Die Koloskopie bleibt das wichtigste Diagnoseverfahren für Darmkrebspatienten, auch in der Nachsorge. Alle Betroffenen sollten vor der Operation untersucht werden. War dies zum Beispiel aufgrund eines Darmverschlusses o.ä. nicht möglich, sollte innerhalb von sechs Monaten nach dem chirurgischen Eingriff eine Darmspiegelung erfolgen. Danach kann die Untersuchung in größeren zeitlichen Abständen wiederholt werden. Als üblich gelten zunächst drei Jahre und danach fünf Jahre, wenn keine weiteren Polypen, erneute Tumoren oder sonstige Hinweise auf eine Erkrankung gefunden werden.
  • Auch Verfahren, mit denen der Darm nur teilweise eingesehen wird, können zum Einsatz kommen. Dazu gehört vor allem für Patienten mit Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) die starre Rektoskopie und die Sigmoidoskopie, beide Methoden sind Spiegelungen des letzten bzw. der unteren Darmabschnitte (Enddarm).
  • Der Tumormarker CEA (carcinoembryonales Antigen) sollte anhand einer Blutprobe alle sechs Monate für mindestens zwei Jahre nach Ersttherapie bestimmt werden. Steigt der Wert über mehrere Messungen hinweg kontinuierlich an, sollten weitere Untersuchungen folgen: Allein anhand eines erhöhten CEA-Wertes gilt ein Rückfall aber nicht als gesichert: Knapp ein Drittel aller kolorektalen Tumoren setzt gar kein CEA frei, so dass ein Rückfall sich auf diesem Weg nicht bemerkbar machen würde. Dafür finden sich bei vielen Patienten direkt nach einer Operation zunächst hohe Werte, ohne dass dies anscheinend mit einem Rückfall oder Metastasen in Beziehung steht.
  • Die Ultraschalluntersuchung der Leber kann erste Hinweise auf Metastasen eines kolorektalen Karzinoms geben. Trotzdem gehört sie laut aktueller Leitlinie nicht zur empfohlenen Routine - verlässlichere Ergebnisse liefert - bei Beschwerden - die Computertomografie. Da die Ultraschalluntersuchung einfach durchzuführen ist und nicht belastet, hat sietrotzdem einen Platz im Nachsorgeprogramm.
  • Die Computertomografie ist zum Nachweis von Lebermetastasen, von Rückfällen im Becken oder von Lungenmetastasen technisch gut geeignet. Trotzdem wird sie als Regeluntersuchung nicht empfohlen. Sie erbrachte in Studien für Patienten keine messbaren Vorteile - zum ersten Hinweis auf Metastasen scheint der CEA-Wert verlässlicher zu sein. Beim Vorliegen von Beschwerden oder ansteigendem Wert des Tumormarkers wird sie zur Abklärung jedoch eingesetzt.
  • Zur Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Röntgenthorax) gibt es unterschiedliche Meinungen, die vorliegenden Daten werden von Fachleuten ebenfalls unterschiedlich beurteilt. Ob eine regelmäßige Untersuchung angezeigt ist, sollten Patienten individuell mit ihren Ärzten klären.
  • Die Endosonografie, also die Ultraschalluntersuchung mittels einer in den Enddarm eingeführten Sonde, ist für Patienten nach( Rektumkarzinom) nützlich, sie hilft bei Abklärung möglicher lokaler Rückfälle. Auch sie gehört jedoch nicht zum "Routineprogramm", eine Empfehlung für oder gegen diese Untersuchung in der Nachsorge kann derzeit aufgrund der Studienlage nicht ausgesprochen werden.
Quelle: http://www.krebsinformationsdienst.d.../nachsorge.php
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Jutta
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