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Alt 28.06.2009, 22:18
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Junimond Junimond ist offline
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Registriert seit: 19.03.2009
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Standard AW: das "brustkrebsgen" brca 1 / 2

Liebe Julienne,

es tut mir Leid, dass Du so schlechte Erfahrung in Deinem Brustzentrum gemacht hast.

Nach dem, was Du geschrieben hast, würde ich Dir ebenfalls dringend raten, ein anderes Zentrum (und zwar eines der 13 Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs) aufzusuchen. Da haben die Ärzte eine viel größere Routine im Umgang mit Hochrisikopatientinnen. Auch dort läuft nicht alles perfekt (meiner Meinung nach) , aber allemal besser als in Deinem Zentrum.

Ich glaube mich zu erinnern, dass Du noch weit von den 30 Jahren entfernt bist, oder? Dann ist es sowieso falsch, dass sie Dir zu einer Mammographie geraten haben. Die Vorgehensweise der Wahl zur Früherkennung ist in Deinem Alter die folgende: halbjährlich Ultraschall plus einmal jährlich MRT (Kernspin). Die Mammographie ist erstens wegen des meist dichten Brustdrüsengewebes bei jungen Frauen i.d.R. nicht sehr aussagekräftig; zum anderen will man die nicht unerhebliche Strahlenbelastung in diesem jungen Alter vermeiden. Natürlich steht es Dir frei, eine Mammographie zu machen - Du solltest aber auf jeden Fall Dein Recht auf ein MRT nutzen (ich spreche da aus Erfahrung, muss im Oktober auch das erste Mal in die Röhre und habe leider total Schiss ).

Außerdem habe ich zur prophlaktischen Mastektomie eine andere Meinung als meine Vorrednerin. Selbstverständlich musst Du die Entscheidung für bzw. gegen die OP selbst (und im Gespräch mit Deinen Ärzten) treffen. Dass Dir die Ärzte von einer OP "offensichtlich abgeraten" haben, ist meiner Meinung nach absolut nicht richtig. In den Leitlinien steht nämlich, dass sie eigentlich gar keinen direktiven Rat geben dürfen. Sie dürfen lediglich Informationen bereitstellen, die Dir die Entscheidung ermöglichen/erleichtern. Ich persönlich finde, dass die prophylaktische Mastektomie gerade bei BRCA1/2-Patientinnen die richtige Wahl ist, denn nur sie kann einen Krankheitsausbruch wirklich VERHINDERN. Alle noch so aufwändigen Früherkennungsuntersuchungen können den bereits entstandenen Brustkrebs lediglich finden, danach folgt die Behandlung. So gesehen ist außer einer OP keine wirkliche Vorsorge möglich.

Und ja, gerade BRCA1/2-Patientinnen mit entsprechenden Familienstammbäumen sollten den Zeitpunkt für diese OP (sofern diese gewünscht ist) nicht verpassen. Natürlich gibt es Schöneres, als sich als junge Frau einer solchen OP zu unterziehen. Aber krank werden möchten wir Betroffenen auch nicht...

Es ist ein schwieriges Thema. Und es gibt viele verschiedene Meinungen dazu. Das war meine

Liebe Grüße
Junimond
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