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Alt 02.09.2009, 07:31
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich werde wahrscheinlich nicht ganz so viel zum Schreiben kommen in den nächsten Tagen. Sobald ich kann, melde ich mich.

Wo fang ich an? Ich muss mich gedanklich erstmal sortieren.
Meiner Mama geht es deutlich schlechter. Dies so urplötzlich, dass ich es kaum begreifen kann. Ich bin gefasst, was wahrscheinlich auch Ausdruck dessen ist, wie geschockt und ungläubig man selber ist. Man muss erstmal realisieren und verarbeiten.

Das Knochenweh, dass ihr die letzten Tage so zu schaffen machte...ich weiß es gar nicht mehr einzuschätzen, ob das die Ursache dessen sein soll, was ich nachfolgend beschreibe.

Ich wartete gestern auf Mamas Anruf nach den Bestrahlungen, der überlicherweise immer so gegen halb sech, sechs eingeht. Nichts! Irritiert griff ich dann irgendwann zum Hörer und rief an. Ihr Mann dran, der mir berichtete, Mama sei neuerlich gefallen, und es habe fast 2 Stunden gedauert, bis er sie vom Boden aufheben konnte. Sie ist quasi gar nicht in der Lage, unterstützend dabei mitzuwirken, sich aus dieser Position heraus aufzurichten. Und er wiederum ist nicht in der Lage, das Gewicht alleine zu heben (verständlicherweise). Er war so verzweifelt, dass er einen Krankenwagen anrufen wollte. Sie wurde wütend, setzte sich verbal dagegen zur Wehr, auch mich sollte er nicht kontaktieren.

Ich bin dann gestern abend hin. Der Bestrahlungstermin konnte gar nicht wahrgenommen werden. Das alleine schon ....unglaublich.

Ich kam dann gestern bei Mama an, und sie saß auf der Bettkante. Wir sprachen lange, und ich hatte den Eindruck, dass sie von den Schmerzmedis in ihrer Konzentrationsfähigkeit und ihrem Reaktionsvermögen doch ziemlich eingeschränkt zu seien schien. Auf mein Nachfragen hin:"Ich hab gestern zum letzten Mal was genommen. Die Schmerzen halten sich in Grenzen!"

In der Zeit als ich da war, musste sie zur Toilette. Ich dachte mein Auge täuscht mich. Ich war am Wochenende da - da konnte meine Mama relativ normal gehen. Klar...langsam, geschwächt, aber kein Vergleich zu dem traurigen, hilflosen Bild, was sich mir gestern bot.

Ich konnte es kaum glauben. Woher dann diese Veränderung? Man steuert seinen Kopf und die Gedanken nicht immer selber, folgert dann wohl so, was man allgemeinhin als Logik bezeichnet. Meine Logik sagt mir: Hirnmetas aktiv???

Ich habe auf sie eingeredet, in Ruhe aber auch energischer. Nein...sie will nicht ins KH. Sie will warten, ob es besser wird. "Gib mir noch die Woche!", hat sie gesagt. Danach würde sie gehen. Ich glaube auch daran nicht. Meine Mama realisiert den Ist-Zustand nicht richtig, glaubt, heute zur Bestrahlung gehen zu können. Ich glaube daran nicht. Nicht nach dem, was ich gestern gesehen habe.

Ich habe den Antrag für die Pflegestufe ausgefüllt. Sie musste unterschreiben. Das alleine hat ungewöhnlich lange gedauert. Ich hatte vorher erwähnt, dass ich mit dem Palliativdienst telefoniert habe. Mamas Mann geht heute morgen zum Hausarzt, um die Verordnung ausstellen zu lassen. Mama begriff gar nicht, dass der Papierkram für die Pflegestufe, welcher zur Krankenkasse geht, und die Verordnung vom Hausarzt, in dem Moment nichts miteinander zu tun haben. Wie oft ihr Mann und ich das gesagt haben?!

Ich bin erschrocken, aber auch gefasst. Ich weiß offengesagt nicht, wie es weitergehen soll. Die Problematik die sich uns stellt ist ja auch die, dass sie freiwillig gar nicht mit ins KH fahren würde, wenn wir im Notfall einen Krankenwagen rufen würden.

Ihr Mann und ich sind überein gekommen, heute abzuwarten. Sollte sie heute wieder nicht zu den Bestrahlungen fahren können (wovon ich ausgehe), dann müssen weitere Maßnahmen eingeleitet werden. Ich habe Mama gestern x-Mal erläutert (Ninpa-Beate ), dass die Strahlenpraxis Betten für die stationäre Betreuung im KH hat. Ich habe Gabis´(Jojo ) Worte an mich, die ich Mama ausrichten sollte bzgl. der stat. Bestrahlung, ausgedruckt und zu lesen gegeben. Ich glaube selbst das hat sie gar nicht recht verstanden. Sie sagt:"Annika, ich hab Angst, dass ich da nie wieder rauskomme!"

Soll ich ehrlich sein? Ich auch! Aber SO, wie es jetzt ist, geht es nicht. Für sie nicht, für ihren Mann nicht, für mich nicht, für uns alle nicht. Es ist einfach kein annehmbarer Zustand. Es ist ...ach Scheisse einfach.

Ich habe heute in der Nacht wach gelegen und lange nachgedacht. Meine Mama hat jetzt fast 1 1/2 Jahre mit dieser Krankheit "gelebt", und ich wünsche mir alle Zeit der Welt für sie. Aber gute Zeit. Kein Leiden, kein "sich selbst vergessen".

Ihr alle, die Ihr hier lest und schreibt. Ich würde mir wünschen, dass ihr an uns denkt, die, die beten, einfach mal ein paar Worte nach oben senden für uns, und die die Daumen drücken, auch dies für uns tun.

Wiegesagt, seid nicht allzu besorgt, wenn ich selber nicht so viel schreibe.

Ich bin traurig, gewiss auch ängstlich, aber ich glaube ich weiß nun, was man meint, wenn viele stets schrieben, "man funktioniert" oder "man wächst über sich hinaus". Ich bete nur zu Gott, dass es nicht die Lebermetas und nicht die Hirnmetas sind.

Euch allen alles Gute und wiegesagt...ich melde mich!

Eure Annika
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