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Alt 02.09.2009, 15:19
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

ich bin Euch dankbar, dass Ihr mir geschrieben habt und helfen wollt.

Ich möchte nur einen Umstand nochmal verdeutlichen.

Zitat:
Aber niemand kann jemanden ohne seinen Willen dort behalten, daher bitte wartet nicht mehr heute ab, sondern handelt direkt, notfalls auch ohne Einverständnis Deiner Mutter!
Das ist richtig. Niemand kann gezwungen werden zu bleiben. Aber niemand kann wiederum meine Mutter zwingen, in einen Krankenwagen, Krankentransport oder sonstwo einzusteigen - ja, überhaupt ins KH zu gehen. Es setzt ihr Einverständnis voraus. Sie ist mündig. Es ist furchtbar schlimm, was derweil geschieht, aber meine Mama sagte heute am Telefon:"Kind, ich bin 3x7! Ich weiß was ich tue!" Mir sind die Hände gebunden.

Ginge es um mich, dann könnte ich frei schalten und walten. Aber soll ich sie entmündigen lassen? Das wäre nämlich genau das, was ich tun müsste, um so zu handeln, wie ich es wollte.

Wie soll ich denn ohne das Einverständnis meiner Mutter handeln.

Das wiederum stellt nämlich auch Ärzte, das Hospiz...ja, uns alle vor ein Problem.

Der Hausarzt, bei dem Mamas´Mann heute war, hat die Verordnung für den Palliativdienst erlassen. Ich wiederum habe diesen, nachdem ich gestern ja schon "vorgefühlt" hatte, direkt nochmal kontaktiert. Damit das "Krankenkassendauerbearbeiten" quasi ausfällt, hat der Hausarzt vorgeschlagen, die Verordnung direkt an den Palliativdienst zu übergeben - er regelt alles Weitere. Ich bin ihm (sag auch nicht mehr Dr. Globuli ) sehr dankbar. Der Palliativdienst kommt heute am Abend (auch da bin ich sehr positiv überrascht - es geht sehr flott), erstmals zu Mama.

Mamas´Mann hat ja lange mit dem Hausarzt gesprochen. Er hat ihm die Widrigkeiten erläutert, hat ihm erklärt, dass nichts einvernehmlich läuft. Mama unseres Erachtens die Dinge nicht realisieren will und kann. Er schlug vor, dass wir uns bei Mama treffen in den nächsten Tagen, um gemeinsam die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Denn auch hier gilt: nichts geht ohne ihre Willenserklärung! Er sieht es ja genau wie wir - so geht das nicht. Aber die Lösung muss einvernehmlich, für alle annehmbar getroffen werden.

Er sagte Mamas´Mann auch, dass wir uns, sofern denn irgendwann notwendig, mit einem Hospiz (er schlug eines vor) in Verbindung setzen sollen. Nur der Vorsicht halber, auch da "vorfühlen" eben.

Das habe ich soeben getan. Der Mitarbeiter am Telefon - sehr freundlich, viel Verständnis, kein Zeitdruck, sehr viel Ruhe.

Wichtige Punkte für eine evtl. Aufnahme, welche nicht zwangsläufig angedacht sein muss, um dort einzuschlafen - nein, auch dazu angedacht, evtl. wieder Kraft zu schöpfen. Es gibt die Möglichkeit, von dort auch wieder nach Haus zu kommen:

1. der Patient ist austherapiert (keine Chemo, keine Bestrahlung, usw.)

2. der Patient WILL die Aufnahme


Auch hier wieder...sie muss freiwillig wollen .

Es ist schlimm, wie rasant die Lage schlechter wird. Und ich glaube meine Mama hängt auch damit nach, das selber zu begreifen, geschweigedenn zu akzeptieren. Und wenn ich jetzt auch noch, über ihren Kopf hinweg, irgendwas versuche zu entscheiden, nein...das wäre etwas, womit ich nicht ruhigen Gewissens weiterleben könnte.

Sie hat heute Bestrahlungen. Ihr Mann meint, er glaubt nicht, dass sie das körperlich bewältigen kann. Sie werden es versuchen. Mama will dorthin. Unbedingt. Meine Hoffnung - wenn sie sieht, es geht nicht - vielleicht dann stationär.

Mama war heute mitunter recht klar. Sie weiß, dass irgendwann nicht mehr weiter therapiert werden kann. Irgendwo zeigt der Körper einem seine Grenzen. Irgendwann ist es einfach genug. Ob und wann das so ist, das bestimmt sie ja mit. Ich würde und muss das akzeptieren, so schwer das ist und fällt. Ich liebe sie unendlich, und indem ich diesen Satz schreibe, da weine ich. Ich habe gestern für mich selber festgestellt, wie die Dinge sich, mich, mit verändern. Noch vor einem Jahr, da hätte ich gesagt, ich will nicht mehr leben wollen, wenn meine Mama nicht mehr ist. Heute denke ich, ich weiß nicht wie ich es soll, aber möchten, weiter leben möchte ich. Und ich weiß, dass das auch meine Mama will. Sie will mich nach wie vor eigentlich schützen und mich jetzt, wo es ihr so schlecht geht, nicht da haben. Sie möchte all das gar nicht erleben müssen, es nicht wahrhaben. Aber wir müssen einen Weg finden. Gemeinsam. Ich hab sie so lieb. Ich bin einfach so traurig über diese Entwicklung.


Euch allen , Lissi, Gabi, Bettina, Jutta, Milki, Krabben, Sanni, Beate, Jasmin, Mäpchen...ich danke Euch für´s Dasein.

Liebe Grüße

Annika
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