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Alt 22.09.2009, 12:14
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Betroffen?! Angehörig?! Herzlich Willkommen!

Hallo Ihr Lieben,

es tut mir leid, dass ich nicht im Einzelnen auf Eure lieben Beiträge eingehen kann. Aber ich möchte Euch auf dem Laufenden halten - bin (wie immer - watt schreib ich das überhaupt immer ) unter Zeitdruck.

Heute morgen war ich wieder mit Mamas Mann und dem Kleinsten im KH. Mama war wach, ansprechbar. Kommunikation erfolgt größtenteils über die Augen - sie hat mich auch heute gestreichelt. Ich meine festgestellt zu haben, dass ihr rechter Arm nun auch beeinträchtigt zu seien scheint.

Ich sprach mit Mamas Mann auf der Hinfahrt bzgl. Kontaktaufnahme zum Onkologen im WTZ. Er war erst sehr kritisch. Einwände wie:"Nicht, dass der Arzt hier meint, man zweifelt seine Meinung an." usw. usw. Habe mehrfach versucht das auszuräumen. Habe dann vorgeschlagen, dass er, da er ja den Onkologen im Gegensatz zu mir gut kennt, dort anrufen soll. Zögern!

Auf der Rückfahrt bzw. beim Einsteigen ins Auto habe ich etwas gemacht, was nicht so schön/einfühlsam aber aus meiner Perspektive dringend nötig war. Ich habe die Statistik genannt mit den medianen Überlebenszeiten bei dieser Diagnose der ZNS-Metas.

Soeben der Anruf. Er hat mit dem Onkologen telefoniert. Weinend, weinend rief der Mann meiner Mama an. Ich bin erleichtert. So banal Euch das erscheinen mag. Erleichtert, dass wir alles was wir gemacht haben, so wie wir es gemacht haben, richtig getan haben. Es tut weh, weh zu sehen, dass dieser persönliche Kontakt (ich benutze jetzt das bescheuerte Wort---> "Stiefvater" + Onkologe für meinen Stiefvater so wichtig war um zu begreifen.

Dadurch, dass zu diesem Onkologen eine Vertrauensbasis besteht, ist das Verhältnis ja ein ganz anderes.

Der Onko hat gesagt, wenn der Körper nicht "von selber" wieder zu Kräften kommt, wäre jede LP, jede Chemo usw. nur eine Quälerei und das Verlängern von Leiden. Und das, das wollte meine Mama nie. Und das würde auch ich nie nie nie wollen.

Liebe, (da denke ich besonders an den Namen von Lissis Faden) Liebe ist etwas, dass Fortbestand hat. Ich muss davon zehren, jetzt, wo Mama noch ist, und dann, wenn Mama nicht mehr bei mir sein wird. Ich bin kein kleines Kind, dass wild mit dem Fuss aufstapft und sein Spielzeug nicht hergeben mag. Ich würde zwar alles geben, damit meine Mama bei uns bleiben darf...aber das dann so, dass es für sie annehmbar und erträglich ist. Und ich würde alles geben, aber ihr dafür niemals alles nehmen.

Ich begreife und es tut weh. Aber noch ist für mich keine Zeit zu weinen. Ich mag auch derweil nicht in den Arm genommen werden. Ich will das gar nicht. Ich bin jetzt in der Position meiner Mama Kraft zu geben. Heute hat sie mich gestreichelt, an der Wange - und ich sie. Ich zehre von diesen Momenten. Ich habe Angst, wenn meine Mama gehen muss. Das wie...aber das habe ich auch bei Oma schon teils miterlebt. Ich versuche immer "den Kopf einzuschalten". So wie eine Geburt ein schmerzlicher Prozess ist, so ist der Tod auch nicht reibungslos. Was sich uns bisher leider nicht erschließt, ist das, was wir bei der Geburt wissen. Nämlich in etwa, wie es weitergeht und was dann kommt. Nach dem Tod, da gibt es für die Hinterbliebenen auch wieder div. Möglichkeiten - ich glaube. Ich möchte das auch. Meine Mama hat, als ich sie damals fragte, nach dem Tode ihrer Brüder:"Mama, meinst Du, es gibt etwas nach dem Tod?", mit einer solchen Selbstverständlichkeit zur Antwort gegeben:"Ja sicher mein Kind. Daran MUSST Du einfach glauben!"

Und das will und werde ich!

Macht Euch um mich nicht so viel Gedanken. Ich werd das packen, so hoffe und glaube ich. Hauptsache, ihr bleibt hier an meiner Seite und fangt mich auf, wenn der Zeitpunkt kommt an dem ich denke:"Jetzt kann ich nicht mehr!"

Habt Dank für´s Dasein

Annika
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