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Alt 12.01.2010, 14:36
jomo jomo ist offline
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Standard AW: wer wird nur noch palliativ behandelt?

liebe babs
Ich wollte mich hier schon lange mal äussern, denn ich lese schon lange mit- ich bin nicht selbstbetroffen, aber wir haben einen Freund, 44 jährig, mit metastasiertem Lymphdrüsenkrebs, unheilbar.
Dein Thread hier beeindruckt mich immer wieder total-Hut ab vor euch Kämpfern!! Wir "Gesunden" können uns ja nicht vorstellen, was ihr durchmacht... Unsere Probleme sind da wirklich Problemchen..
Ich bewundere es sehr, wie du dein Schicksal in die Hand nimmst, alles geplant und vorbereitet hast für später. Was mich besonders beeindruckt, ist deine Fähigkeit, das noch zu geniessen, was du hast, und eben einfach im Jetzt zu leben, ohne immer an später zu denken. Da können wir "Gesunde" wirklich viel lernen, ich selber bin viel zu oft unzufrieden oder mache mir um Dinge Sorgen, die noch gar nicht sind etc etc.

Wir haben in letzter Zeit zu unserem Freund mehr Kontakt gehabt, und es ist so schwer, zuzusehen, wie es ihm immer schlechter geht... Zudem war er lange sehr depressiv- ist ja allzu verständlich... Er hat 2 Kinder im Teenie-Alter, die Situation ist natürlich für die ganze Familie unglaublich schwer.
Für uns war's auch immer wieder so schwierig, herauszufinden, wieviel Kontakt er möchte, über was wir reden sollen, welche Themen vermeiden...Es ist auch noch schwierig, weil wir einige Jahre fast keinen Kontakt mehr hatten, dann aber irgendwann wieder mehr- es lief dann meistens so, dass seine Frau mit uns etwas abmachen wollte. Er selber war lange so depressiv, dass er sich mit gar niemandem mehr treffen wollte und auch von sich aus praktisch zu niemandem mehr Kontakt suchte. Manchmal wussten wir nicht, sollen wir uns melden oder wird das als "Neugier", Einmischen verstanden? Andererseits, wenn wir uns nicht melden, kann es ja wieder als Desinteresse verstanden werden.
Glücklicherweise konnten wir uns in letzter Zeit mit seiner Frau auch über Mail austauschen und etwas abmachen. Und wir merkten auch, dass sie den Kontakt mit uns schätzen.
Ich glaube, so ein Kontakt ist einfach sehr schwierig- wir "Gesunden" können uns dieses ungeheure Leiden ja nicht wirklich vorstellen und so nur begrenzt mitfühlen. Und von den Themen her, die man so hat oder hatte, ist natürlich vieles unbedeutend geworden.
Vor ein paar Tagen hat dieser Freund wiedermal meinen Mann angerufen (sie waren früher mal Schulfreunde)- das hat meinen Mann sehr gefreut! Sie schwatzten etwa 2 Stunden miteinander, fast wie früher, über alles mögliche. (über die Krankheit nur wenig)

Auf alle Fälle lerne ich hier sehr viel und verstehe unseren Freund auch besser.

Euch allen, die hier mitschreiben und betroffen seid, wünsche ich viel Kraft und trotz allem noch möglichst viel Freude! Ich finde es auch so toll, wie ihr euch hier gegenseitig Mut macht und wieder aufstellt etc!

Liebe Grüsse

Monika