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Alt 15.02.2010, 10:15
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Amneris Amneris ist offline
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Standard AW: Brustkrebs, uns hat es erwischt

Guten Morgen allerseits, guten Morgen allerseits,
habt Ihr gut geschlafen heute Nacht
oder seid Ihr mehrmals aufgewacht?


Ich möchte Euch heute mal etwas von meiner Reha erzählen.
Als ich dem Psycho-Onkologen vorgestellt wurde (er war ein ganz Süßer - wenn Ihr wisst, was ich meine), musste ich einen ganzen Fragenkatalog beantworten. Als er meine Antworten las, meinte er, ich könne bei ihm als Assistentin anfangen. Damit war der Besuch beim Psychologen erledigt. Leider
Bei der nächsten Reha wollte mir eine blutjunge Therapeutin einreden, ich solle endlich lernen, Nein zu sagen. Ihr müsst wissen, mein 2. Vorname heißt Mutter Teresa, ich habe nämlich ein ausgesprochen starkes Helfersyndrom. Das hat mich oft in schwierige Situationen gebracht. So versprach ich z.B. meiner Nachbarin, ihre Blumen während des Urlaubs zu gießen. Sie hatte 97 Grünpflanzen!!! Das hat sie mir vorher nicht gesagt.
Bei der 3. Reha machte mir der Psychologe den Vorschlag, mich an einer Gesprächsgruppe zu beteiligen, um die anderen aufzubauen. In der 1. Sitzung flossen viele Tränen, was mich auch sehr berührt hat. Jeder musste sein Schicksal vorstellen. Als ich an der Reihe war, gabs schon die ersten Lacher, die, das muss ich zugeben, auch auf Kosten meiner Schwester gingen. Wir sind zwar Zwillinge, aber in zwei Dingen grundverschieden: Meine Schwester ist so langsam, dass man ihr beim Laufen die Schuhe besohlen kann. Ich dagegen bin sehr flippig. Ich habe einen Putzfimmel und muss meiner Schwester immer nachräumen, die eine kleine Lodderjette ist.
Alle freuten sich schon auf die nächste Gesprächsrunde, weil ich dort den Pausenclown spielte. Das hat alle mächtig aufgebaut, da sie erfuhren, dass man trotz eines schweren Schicksals ein fröhlicher Mensch bleiben kann. Die Therapeutin hatte am Ende der Sitzungen zu mir gesagt, dass sie noch nie eine Gruppe hatte, in der so viel gelacht wurde. Alle bedauerten, dass meine Kur zu Ende war.
Liebe Mädels, ich habe gemerkt, wie dünnhäutig ich jetzt auch noch bin. Die Berichte von Tina, Czilly und Sternstar und den anderen Mädels über ihre Ängste und Schmerzen haben mich so berührt, dass mir beim Lesen die Tränen übers Gesicht kullerten. Mein Mitgefühl ist sehr, sehr groß.
Ich schicke Euch mal ein Foto von uns Beiden. Das wurde im vergangenen Jahr beim Besuch unserer 85-jährigen Freundin von ihr aufgenommen. Es ist deshalb ein bisschen unscharf. Die Blonde bin ich, Amneris. Jetzt bin ich aber wieder dunkel mit hellen Strähnchen.
Verlebt noch einen schönen Rosenmontag und denkt an die italienische Studie

Eure Amneris und Schwester
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Alles Liebe Amneris und Tosca

Mein Schutzengel fragte mich: Was ist Dein größter Wunsch? Ich antwortete: Pass gut auf den Menschen auf, der diese Nachricht gerade liest.
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