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Alt 28.04.2010, 11:46
Andi Frenzel Andi Frenzel ist offline
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Standard AW: Wundheilungsstörung und Fistelbildung nach Hodenentfernung

Hallo zola11,

du stehst vor dem klassischen Entscheidungsdilemma der Nichtseminon-Stadium I-Patienten. Wovon könnte man eine solche Entscheidung abhängig machen? Ein paar Aspekte sind ja schon genannt worden.

Wichtig ist, wie schon erwähnt, die psychische Disposition. Als W&S-Kandidat musst du vierteljährlich zum vollständigen Check-Up. Das kann eine ganz schön große psychische Belastung werden, vor allem, wenn man weiß, dass ein positiver Befund von der Wahrscheinlichkeit her irgendwo zwischen 15 und 20% liegt. Kannst du dir vorstellen, damit klarzukommen?

Andererseits würde ich auch die Belastung durch eine prophylaktische Chemotherapie nicht unterschätzen. Das ganze ist zwar dank Begleitmedikation ganz gut verträglich, es bleibt aber eine brachiale Therapie mit zelltötenden Substanzen, deren Langzeitfolgen m.E. bisher relativ wenig erforscht sind. Cisplatin kann man noch Jahrzehnte später im Körper nachweisen.

Wie du sicherlich schon gehört hast, ist die Gefäßinvasion der einzige gewichtige prognostische Faktor, der für das risikoadaptierte Vorgehen Eingang in die Behandlungsleitlinien gefunden hat. Andererseits liest man tatsächlich auch, dass embryonales Karzinom im Primärtumor ein Rezidiv wahrscheinlicher macht. Ob es da allerdings Studien gibt, die diese Wahrscheinlichkeit prozentual beziffern können, weiß ich nicht. Fest steht nur, dass dieser Faktor nicht so einschlägig ist, dass er in den Leitlinien als wichtiger Entscheidungsträger auftaucht.

Das sind nur einzelne Aspekte ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Bei dir sind sicherlich beide Wege möglich. Die Entscheidung musst du letztlich selbst treffen.

Viele Grüße
Andi
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