Einzelnen Beitrag anzeigen
  #17  
Alt 26.03.2004, 17:51
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Psyche und Partnerschaft

Hallo Sterni (Birgit),

habe mich nach überstandener Chemotherapie(1998 im Alter von 38 Jahren,Brustkrebs, Ablatio, Lk-Metastasen) auch von meinem Mann getrennt. Wir haben 4 gemeinsame Kinder und aufgrund meiner eigenen Erfahrungen bei der Trennung meiner Eltern, habe ich mir diese Entscheidung wirklich abringen müssen.

Ich habe auch die Zeit der Kur genutzt um mir sicher zu sein, das Richtige zu tun. Man sollte in so einer Extremsituation sicher keine voreiligen Entschlüsse treffen. Schließlich hängt viel davon ab. Auch die Angst mit dem Krebs alleine zu sein ist nicht zu verkennen. Aber ist man nicht tief in seinem Innersten sowieso alleine und muss sehen wie man am besten mit der Situation fertig wird?

Im Grunde wusste ich schon während der Therapie, wie die Sache ausgehen würde. Ich denke, Du weißt es auch. Aber man will es wahrscheinlich nicht wahrhaben.

Aus meiner Erfahrung kann ich Dir nur sagen, dass mein Exmann nie akzeptiert hat, dass ich Krebskrank bin. Von Stund an konnte er auch nicht mehr mit mir schlafen, dass lag damals nicht an mir. Sehr verletzend, als Frau in so einer Situation,abgewiesen zu werden, zumal vor der OP alles bestens lief. Wir waren damals 20 Jahre zusammen. Meine sprießenden Haare wurden so kommentiert, dass ich aussähe wie ein J... im KZ! Ich traue mich gar nicht, das hier zu schreiben. Sein größtes Problem war in dieser Zeit an ein neues Motorrad für sich zu kommen. In Urlaub wollte er mit mir und den Kindern nicht fahren, weil ich ja nicht " so konnte" wie sonst. Das viele Geld auszugeben,damit sich seine kranke Frau besser fühlte, lohnte wohl in seinen Augen nicht. Das Motorrad für ihn war ihm wichtiger.

Trotz alledem habe ich es weiter versucht, aber das entschwundene Vertrauen, dass ich mich auch in Krisensituationen auf ihn verlassen kann, kam nicht wieder.


Ich will Dir aber nicht verschweigen, dass die Zeit nach der Trennung auch keine einfache Zeit war. Man mutet sich da sehr viel zu. Er hat mir, der Krebskranken, die offentsichtlich nicht mit seinem Mitleid zufrieden war, den Krieg erklärt.

Meine manigfaltigen Versuche,im Sinne der Kinder, mit ihm weiter als Elternpaar zu handeln, werden von seiner "Neuen" permanent durchkreuzt. Sie hat es geschafft, dass er uns keinen Unterhalt gezahlt hat, sein Ingenieurbüro läuft jetzt auf ihrem Namen usw... Ich könnte ein Buch schreiben!

Ich frage mich heute wirklich mit wem ich da 20!! Jahre verheiratet war!

Zum Sozialamt wollte ich nicht, daher bin ich dann ganze Tage in meinem erlernten Beruf als MTLA arbeiten gegangen, 3 Kinder waren da noch bei mir, die größte mit seiner Unterstützung mit 18 ausgezogen. Auch sie bekam keinen Unterhalt mehr!Mitten im Abitur! Aber die ganze Belastung war trotz der Unterstützung meines neuen Lebensgefährten wohl zu viel für mich. Im April 2003 kam dann die Horrornachricht: Lebermetastasen! seitdem wieder Chemo, usw.

Mein Lebensgefährte ist mit der Situation auch überfordert. Wir haben in den knapp 3 Jahren unserer Beziehung aber auch mehr mitmachen müssen, als andere Leute in ihrem ganzen Leben.

Drei pubertäre Jugendliche, die von ihrem Vater regelmäßig gegen uns aufgebracht werden, finanzielle Probleme, und zuletzt noch meine fortgeschrittene Erkrankung.

Aber trotz alledem, ich merke den Unterschied sehr deutlich: Auch wenn es aufgrund der äußerst schwierigen Situation oft zu Meinungsverschiedenheiten kommt: Er ist für mich da, wenn es mir nicht gut geht, wenn ich ihn brauche!! Ganz anders als bei meinem Exmann.

Ich habe Dir meine Geschichte geschrieben, um Dir auch die Kehrseite einer Trennung vor Augen zu führen. Ich hätte für meinen EX die Hand ins Feuer gelegt, dass er sich nie so verhalten würde, wie er es dann getan hat.

Es ist sicher nicht bei jeder Trennung so verschärft, aber rechnen muss man wohl damit, dass keine Rücksicht auf die gesundheitliche Situation genommen wird.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass es bei Dir, sollte es zu einer Trennung kommen, friedvoller verläuft.

Alles Liebe, und viel, viel Kraft
Martina
Mit Zitat antworten