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Alt 31.03.2004, 13:11
Gast
 
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Standard unfreiwillig mitrauchen - lungenkrebs

Hallo mercedes,
hallo alle anderen,

mercedes, du schreibst: „Also, ich hab jetzt alle postings gelesen und bin unheimlich traurig und wütend. Ich hab es satt, das man als Raucher diskriminiert wird und als Sündenbock für Krebs erhalten muss. Das ist ziemlich eindimensional Damit will ich nicht behaupten, dass Rauchen nicht schädlich ist. Aber wenn man wirklich darauf eingehen will, so muss man auch alle anderen lebensgefährliche Stoffe mit denen man jeden Tag konfrontiert wird, aufzählen.“

Niemand kann alle Übel der Welt zur gleichen Zeit sehen. Und wenn er es könnte, wäre er nicht in der Lage, gegen alle Übel etwas zu tun. Wer die Forderung aufstellt: Wenn du dich um Übel A kümmerst, musst du dich auch um die Übel B bis Z kümmern, verurteilt jeden Menschen zur Tatenlosigkeit.

Deshalb ergänzen sich die Menschen, die gegen Übel angehen. Der eine setzt seinen Schwerpunkt, indem er Aufklärung und Schutzmittel gegen die Ausbreitung von AIDS unterstützt, der nächste zahlt für hungernde Kinder in Afrika, wieder einer ist Pate für ein Kind in einem SOS-Kinderdorf, und dann gibt es Menschen, die gegen den Einsatz giftiger Lösungsmittel oder von Asbest kämpfen, und wieder andere setzen sich für Beförderungsmittel ein, die keine krankmachenden Abgase ausstoßen. Und einige wollen rauchfreie Luft an öffentlichen Orten erreichen. (Das ist eine durchaus willkürliche Auswahl, versteht sich.)

Ich finde, mercedes, Du solltest den Einsatz dieser Menschen nicht schlecht machen, in dem Du ihnen Unmögliches abverlangst. Auch Du könntest nicht an den 25.786 Kampagnen J teilnehmen, die nötig wären, alle Übel zu beseitigen. Auch Du musst Dich, wenn Du Dich denn überhaupt für solche Ziele einsetzt, mit einem, vielleicht mit zwei, höchstens drei Zielen begnügen.

Daraus folgt: Wer diabetischen Kindern in einem Entwicklungsland hilft, steht nicht gegen den, der radioaktiv verseuchten Kindern bei Tschernobyl hilft, und wer für Kondome gegen AIDS in Afrika sorgt, tritt nicht gegen den an, der neue Plätze in Hospizen in Deutschland schafft. Diese Menschen ergänzen einander in ihrem Bemühen, anderen Menschen zu helfen.

Und, mercedes: Wer ein Verhalten angreift, diskriminiert nicht den, der sich aus Unkenntnis oder Mangel an Einsicht so verhält.

Wer rauchen will, obwohl es gefährlich ist, kann dies tun – und zwar dort, wo er andere nicht gefährdet.

Als die Kalifornier in den 80er Jahren an den Abgasen ihrer Autos zu ersticken drohten, hat man nicht freie Fahrt für die Luftverpester geschaffen und den anderen Menschen empfohlen, in einen anderen Bundesstaat umzuziehen, sondern man hat den Katalysator für Autos zwingend vorgeschrieben. Wenn nun die Gefährdung durch ungewolltes Mitrauchen beseitigt werden soll, wird eben das Rauchen in der Öffentlichkeit eingeschränkt, an vielen Stellen auch verboten, und nicht den Nichtrauchern empfohlen, doch in ein fernes Nichtraucher-Land auszuwandern.

Deine Bemerkung: „In Raucherlokalen kann ein Raucher arbeiten und in einem Nichtraucherlokal ein Nichtraucher - so einfach ist das“ lässt denken, dass Du von der heutigen Arbeitswelt wenig Ahnung hast. Einmal: Du kannst bei ein paar Millionen Arbeitslosen keinem Nichtraucher raten, eine angebotene Stelle in einem Raucherlokal abzulehnen und damit vielleicht auch noch Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe zu verlieren Zum anderen: Arbeitsschutz soll Menschen davor schützen, zwischen Gesundheit und Jobverlust wählen zu müssen.

Liebe Grüße,

Christian H.
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