Einzelnen Beitrag anzeigen
  #82  
Alt 05.04.2004, 23:10
Trude63 Trude63 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.12.2003
Ort: Neubrandenburg
Beiträge: 139
Standard Plattenepithelkarzinom

Liebe Petra,
habe so meine Schwierigkeiten mit den richtigen Worten, oft fehlt mir jeder Antrieb überhaupt auch nur eine Zeile zu schreiben.
Schlafen kann ich richtig gut, bin allerdings auch meistens spät genug dran. Ist vielleicht eine unbewußte Schutzreaktion, so spät ins Bett zu gehen.
Mein Vater hat die letzten Wochen seine ganze Lebensqualität eingebüßt, konnte nicht mehr aus dem Bett raus, war so total kraftlos, um das als ewiger Sportler. Er hat alles mit Humor und Zuversicht genommen, nur eine Pause, es wird wieder besser. Es wurde nicht besser, er hatte keine Wahl. Von daher weiß ich, dass es ihm jetzt besser geht, dass es für ihn eine Erlösung war. Aber troztdem finde ich es furchtbar, dass er nicht mehr mit uns lachen kann, die Sonne ohne ihn scheint, er seinen geliebten Garten nicht mehr sieht.
Unsere Familie hat in den 2 Jahren eng zusammen gehalten und alle sind auch jetzt füreinander da. Je nachdem, wer gerade Hilfe benötigt. Meine Mutter leidet natürlich am meisten, darum richte ich meine Freizeit nach ihren Vorstellungen ein, wenn sie nicht allein sein mag. Meine Söhne sind ziemlich erwachsen geworden in den letzten 4 Monaten. Sie haben ja alles hautnah miterlebt und mussten sich auch mächtig einschränken. Die Trauerfeier war wohl das erste richtig schwere, einschneidende Erlebnis für sie. Davon möchten sie keine Bilder sehen, obwohl die Feier überhaupt nicht düster war.
Mir geht es ähnlich wie Dir, auch für mich ist es irgendwie unwirklich, dass mein Vater nicht mehr da sein soll. Wenn ich meine Mutter besuche, dann weiß ich, dass es Wirklichkeit ist, dann kommen mir auch jedesmal die Tränen.
Ich bemühe mich, nach vorn zu denken und mich nicht von der Trauer runterreißen zu lassen, das würde mein Vater auch nicht wollen. Er hat nie geklagt, hat selbst den Pampers noch etwas Positives abgewinnen können. Wie soll ich da jammern.
Liebe Petra, habe mir nochmal die letzte Seite durchgelesen. Die Frage nach dem "Warum" wird Dir niemand beantworten können, sie macht Dich nur fertig. Wenn Du down bist, denk Dir, Deine Mutter würde neben Dir sitzen, was würde sie Dir raten?
Ich habe hier im KK viele schöne Gedichte und Geschichten gefunden, die trösten können.
Bitte schreib wieder, liebe Grüße und eine gue Karwoche Trude.
Mit Zitat antworten