AW: Gedanken einer Angehörigen
Hallo,
Deine Frage war um was man sich als "Todgeweihter" Gedanken macht.
Wie Du in meiner Signatur lesen kannst habe ich zuletzt meine Freundin begleitet - bis dahin habe ich aber schon viele andere Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet ...
Ich kann Dir sagen, dass es tausend Sachen sind, um die sich die Menschen Gedanken machen.
Von:
- wie fühlt sich das Sterben an?
- tut es weh?
- was kommt danach, wenn etwas kommt?
über:
- meine Frau schafft den Garten ja gar nicht, ich muss einen Gärtner bestellen
- ich muss das Auto noch verkaufen, weil sie meine Frau eh übers Ohr haun
- welche Versicherung muss ich kündigen?
- will ich eingeäschert werden?
- usw usw usw
bis hin zu:
- wie verhalte ich mich meinen Angehörigen gegenüber, damit es für sie nicht so schlimm wird wenn ich gehe?
- sollte ich lieber in der letzten Zeit ein "Ar***" sein, damit es ihnen nicht so weh tut?
- bei wem muss ich mich noch entschuldigen?
- wen möchte ich noch sehen?
- wieviel Zeit hab ich noch?
- darf ich meine Traurigkeit und Angst überhaupt zeigen?
- welche Rechnungen müssen unbedingt bezahlt werden?
- hab ich meiner Familie eigentlich genug gezeigt, wie sehr ich sie liebe?
- bin ich überhaupt damit einverstanden, dass sich mein Partner nach meinem Tode einen neuen Partner sucht? Und wenn ja - wie sag ichs am Besten?
- hab ich noch mit irgendwem was zu klären?
usw usw usw
Sterbende sind oft sehr rücksichtsvoll ihren Angehörigen gegenüber, aber auch entwaffnend ehrlich und aufrichtig.
Ich hab mal eine Sterbebegleitung bzw die letzte Zeit eines Menschen, den ich begleitet habe aufgeschrieben - wenn Du magst stell ichs Dir gern ein oder schicks Dir per PN. Vielleicht hilft es Dir.
Oft fragen Menschen mich: Wie kannst du sowas tun? Wie verkraftest du das alles?
Ich kann das tun, weil ich mich als "Geburtshelfer in eine neue Daseinsform" sehe und ich verkrafte das, weil ich weiß, dass wir ALLE ausnahmslos irgendwann unser Lebensende vor uns haben - und es akzeptiert.
Alles Liebe und viel Kraft - und wenn Du es schaffst, rede mit ihm darüber ... vielleicht öffnet es ein wichtiges Tor in Deinem Vater.
Herzlichst, Angie
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