Hallo zusammen,
meine Tochter ist vier Jahre alt und geht in den Kindergarten. Wie vermittle ich ihr, was es bedeutet, wenn ein Elternteil Krebs hat? Ich bekam von meiner Ärztin mehrere Bilderbücher, die Kinder mit Krebs und Tod vertraut machen.
Da gibt es "Ente, Tod und Tulpe" von Wolf Erlbruch. Die Zeichnungen sind sparsam, die Ente, nicht dick, sondern sehr mager, findet sich plötzlich in der Gesellschaft vom Tod wieder. Der Tod selbst ist dargestellt als Kind mit einem karierten Hemd, einem übergroßen Totenschädel und einer schwarzen Tulpe in der Hand, dessen Gesichtsausdruck etwas freundliches, fast liebevolles hat. Zwischen Ente und Tod besteht sofort ein Vertrauensverhältnis, sie fürchtet sich nicht vor dem Tod, sondern er ist ihr als neuer Spielkamerad willkommen. Der Tod offenbart ihr, dass er schon immer in ihrer Nähe war, und die Ente entdeckt, wie das Leben sich anfühlt, wenn man vom Tod bemerkt wird:
http://www.hugendubel.de/FilesystemI...00000000059013
Am Ende schwimmt die Ente tot im Fluss, und der Fluss nimmt sie mit sich fort.
Beim Lesen und Betrachten ist mir das Buch nahe gegangen. Für Erwachsene hat es etwas so Beklemmendes, dass man dieses Buch entweder liebt oder gleich wieder weglegt. Aber ich wusste auch, dass ich es nicht meiner Tochter zeige, denn: Dieses Buch ist für todkranke Kinder bestimmt, die sich mit der Ente identifizieren und den Tod bereits in ihrer Nähe spüren. Meine Tochter ist nicht todkrank, sondern muss die Krankheit ihres Vaters miterleben. Das ist etwas Anderes.
Ein anderes Bilderbuch ist "Warum trägt Mama im Sommer eine Mütze. Familienalltag mit der Diagnose Brustkrebs" vom Verein "Mehr Zeit für Kinder". Hier wird der Umgang mit einer Krebsdiagnose eines Elternteils und die Erfahrungen mit der Chemotherapie für Kinder beschrieben. Neben dem Bilderbuchtext für Kinder sind auch immer wieder Anmerkungen für Eltern zu finden, wie sie mit Kindern in einer solchen Situation umgehen können. Für meine Tochter war dieses Buch interessant, weil sie die Veränderungen durch die Chemotherapie dort wiederfand, und sie lernte auch, wenn ich morgens die "Krankhose" anziehe, - wie sie es nennt -, dann ist Papa wieder zur Chemo.
Ebenfalls für Kinder geeignet, allerdings nicht im Fall einer todbringenden, sondern "nur" lebensbedrohlichen Krankheit ist das Buch "Die Papierkette" von Cliare Blake, Eliza Blanchard und Kathy Parkinson. Nachdem bei ihr Krebs diagnostiziert worden war, versucht die Autorin Claire Blake ihren kleinen Söhnen zu helfen, die Krankheit zu verstehen. Das Bilderbuch erzählt von der Mitteilung der Diagnose, Krankenhausaufenthalten und den Veränderungen durch die Krankheit im Familienalltag.
Als letztes Bilderbuch habe ich noch "Lia ist krank" von Sabine Waldmann-Brun. Es erzählt von der 10jährigen Lia, die an Leukämie erkrankt und ins Krankenhaus muss. Ihr Bruder Patrik hat Angst um die Schwester und lernt am Beispiel der Beerdigung der Großmutter sich auch mit der Möglichkeit des Todes vertraut zu machen. Dieses Buch nimmt die Fragen und Befürchtungen der Kinder auf. Was mit Lia weiter passiert, bleibt am Ende offen. Aber deutlich wird, dass es ums Leben in der Gegenwart geht, wo die Zukunft so ungewiss ist. Dieses Buch ist ihr Lieblingsbuch geworden (aus der Kategorie Krebs). Daneben liebt sie im Moment auch den Struwwelpeter und die Bücher von Pauli, dem Kaninchen.
Beste Grüße
Ecki