AW: Für Lymphis und Angehörige
Liebe Wibbel,
ja, so fühlt sich ein Nervenzusammenbruch AUCH an. Bei mir war es ganz anders, harmloser, aber auch unangenehm. Nachdem schon sehr lange der Gedankenkreisel rotierte und das Kopfkino nicht mehr ausging, kam eines Morgens ohne Vorwarnung der Heulflash, d.h. nicht mehr aufhören können zu weinen. Dank der Umsicht meines Mannes und meines Hausarztes habe ich sehr schnell Hilfe bekommen. Aber manchmal habe ich Zweifel, ob es jemals wieder wirklich gut wird. Wahrscheinlich muß man damit leben, wenn man ständig dieser latenten Bedrohung durch Mister Krebs ausgesetzt ist...
Schön, dass Du so ein verständnisvolles Umfeld hast, daran mangelt es bei mir leider. Sicher sind da ein paar Leute, aber wirkliches Verständnis finde ich leider nur hier. In meiner Familie ist sonst auch niemand, der etwas von meinen Ängsten hören möchte, weißt schon, besonders die Angst, den Partner zu verlieren, dass er leiden muss.... also alles, womit ich ihn unmöglich belasten kann. Geschweige denn für meine Krankheit (Burn out, Depressionen). Im Gegenteil, die aufbrausende Art und die schonungslose Ehrlichkeit meines Mannes seit der Diagnose, werden ihm statt Verständnis zu zeigen, zum Vorwurf gemacht. Er leidet darunter sehr, ich selbst habe erst jetzt gemerkt, dass es - sagen wir mal ungewöhnlich- ist, wie sich meine Familie verhält, was letztendlich zum Entstehen meiner Depression weit in der Vergangenheit, geführt hat. Nur mir selbst war nie bewußt, wie krank das ist, wie krank ich bin. Als Selbstschutz hatte ich inzwischen keine andere Möglichkeit, als den Kontakt abzubrechen...
So, nun genug gejammert...
Lange Rede: Kurzer Sinn: Jetzt bist DU dran, achte auf Dich, laß Dir helfen, anders nutzt Du nämlich auch Deinerm Mann rein gar nix.
Übrigens, gut, dass er im Kh ist. Da wird im wenigstens kompetent geholfen und Du bist hoffentlich etwas entlastet.
Ich wünsche Dir so sehr, dass es jetzt zur Abwechslung mal aufwärts geht.
Alles Liebe
Caitlin
|