[Polaris]

Hi Necke,
ich hab nix gemacht außer nem Zopf, weil ich den gern aufheben wollte. Hatte sehr lange Haare. Als sie ums Gesicht rum ausgegangen sind, hab ich da ein Stirnband drübergezogen. Das Ausgehen ums Gesicht rum war knapp 4 Wochen nach der 1. Chemo, bzw. am Sonntag nach der 2. Den Perückentermin hatte ich erst am Dienstag.
am Dienstag hab ich mir den Zopf abgeschnitten und mir die anderen Haare langsam ausgekämmt. Ich fand diesen Abschied von meinen Haaren für mich gut. Rasieren hätte mich persönlich immer an die rasierten Frauen im KZ erinnert, wäre nie in Frage gekommen für mich.
Die Haare waren dann natürlich dünn, aber die Perücke hält auch so. Für den Notfall hab ich noch so Klebestreifen dafür, wenn ich mal was Wilderes vorhabe.
Ich freu mich jetzt nach Wochen immer noch, wenn ich Haare von mir im Waschbecken finde, das hat für mich was von Normalität. Und ich war meinen Haaren irgendwie immer dankbar, dass sie mich gewärmt haben. Ein rabiater Abschied wär für mich nichts gewesen. Geweint hab ich so nicht. Die Zeit war da, ich hatte Zeit zum Abschiednehmen und es war gut so.

Was ich damit sagen will, du musst nicht in Hektik geraten und nichts überstürzen. Dann merkst du, was du selber willst. Ich finde, man muss gerade jetzt in der schweren Zeit behutsam und besonnen mit sich selbst umgehen.

LG Polaris