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Alt 11.11.2010, 17:18
JeanineK JeanineK ist offline
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Standard AW: Warum ist das so?

Hallo Tine,

auch von mir mein herzliches Beileid.
Meine Mama ist am 02.07. verstorben.
Sie hatte nicht so einen "Kampf" wie Du es hier schilderst.
Ich war bis zum Schluss bei Mama..... und ich habe vorher Gott sei Dank noch keine Erfahrungen, von Sterben, in meinem Beisein (hört sich blöd an, aber ich weiß nicht, wie ich es schreiben soll).

Ich rief meine Kolleginnen an (mehrmals aus Krankenhaus), weil ich angst hatte, dabei zu sein. Aber Mama hat mich in dem Krankenhaus zur Welt gebracht und ich würde bei ihr sein. Meine Kolleginnen sagten mir immer wieder, es wäre nicht schlimm.

Ich fand es SEHR SCHLIMM. Mama war unter Morphin. Sie schlief ganz ruhig und hatte keine Reflexe (wie abhusten) mehr. Gegen Morgen atmete sie unruhiger aber mein Freund meinte, das wäre nicht so und ich würde mir das einbilden. Ich war fast soweit, dass ich nicht mehr dabei sein wollte, weil sie mich immer vom Tod ferngehalten hat. Aber diese ENtscheidung hat sie mir abgenommen. Ich setzte mich wie immer an ihr Bett, nahm ihre Hand und fragte: Mama, darf ich denn dann fahren? Ich erwartete kein Antwort. Sie konnte nichts mehr. Aber ich bekam eine Antwort. Sie stöhnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich dableiben sollte. Ich fand es schrecklich, als sie aufhörte zu atmen, dann wieder anfing, etwas erbrach und immer wieder setzte die Atmung aus. Ich habe das meiner Ärtzin und Therapeutin erzählt und sie meinten, das wäre schnell gegangen. Mama hat nicht einmal mehr die Augen aufgemacht. Ich hatte angst, dass sie angst hatte. Aber die Therapeutin hat mir alles erklärt. Wo z.B. das Atemzentrum sitzt. Was aus Reflex geschieht und wie ein Mensch unter Morphin reagiert und dass der Körper eigenes Morphin freisetzt, dass man kein Angst hat..... Einmal hat die Therapeutin mich verunsichert.... vielleicht wollte sie ja sagen, dass ich fahren soll. Aber ich habe es anders gefühlt.
Ansonsten, habe ich von ihr Antworten erhalten.
Glaube mir, ich habe immer wieder andere Fragen gehabt. Ist sie wirklich nicht erstickt? Hatte sie angst? Hat sie mich gehört? So Fragen, Zweifel und auch Vorwürfe mit dir selber, werden immer wieder kommen.
Ich rate Dir, zu einem Therapeuten zu gehen. Wenn Du so Fragen hast, kann er sie Dir beantworten.
Ich hatte einmal Zweifel, ob sie nun an Immunschwäche oder Krebs gestorben ist. Ob die Therapie schuld war, ob es besser gewesen wäre, wenn sie sie nicht gemacht hätte.... da habe ich einen Arzt, den ich um eine Zweitmeinung gebeten hatte, als Mama noch lebte, angeschrieben. Er hat mir direkt geantwortet.
Ich kann Dir nicht sagen, was Deine Mutter hatte, warum sie so reagiert hat. Ich denke mal, wir nicht Mediziner können´nur immer vermuten.
Geh zu einem Therapeuten oder Arzt. Frage ihn geradeheraus. Sonst wird dir die Frage immer im Kopf rumgeistern.

Ich wünsche Dir sehr viel Kraft. Und Stärke.
Glaube mir. Ich denke so oft, ich schaffe es nicht. Und doch. Es geht wieder.
Da fällt mir der Spruch meiner Oma ein: Was uns nicht umbringt, macht uns stark. Wir schaffen das.

Kopf hoch.

Liebe Grüße
Jeanine
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