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Alt 12.11.2010, 14:34
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Warum ist das so?

Hallo an alle,

während der Erkrankung meiner Mama, habe ich mich immer so sehr geklammert an jedes Fünkchen Hoffnung. Von Natur aus absolut pessimistisch eigentlich, habe ich da aber krampfhaft versucht, immer noch ein wenig Zuversicht schöpfen zu können.

Irgendwann wurd die gesundheitliche Tendenz immer eindeutiger. Es gab kein Beschönigen mehr, keinen Grund oder Anlass, noch fünkchenweise Hoffnung zu schöpfen.

Meine Mutter sagte mal zu mir:"Weißt Du, eigentlich denkt doch jeder nur an sich, und bemitleidet sich selber!"
Das stimmt. Weil man Angst hat. Angst vor dem Verlust, vor dem, was man sich in den schlimmsten Träumen nicht einmal vorstellen mag.

Eine Vorbereitung auf den Tag x, an dem man einen geliebten Menschen gehenlassen muss, gibt es nicht. Es ist nicht planbar, nicht kalkulierbar.

Seit meine Mama tot ist, da denke ich diese Gedanken, die ich früher verworfen hätte, zu Ende, und wenn sie auch noch so grausam, angsteinflößend oder beunruhigend sind. Ich bin einmal im Leben mit dem Supergau konfrontiert und seitdem bin ich auch nicht mehr in der Lage, gedanklich einen Schnitt zu machen.

Und ich glaube genau das ist es, was passiert, wenn man jemanden hat gehenlassen müssen. Man schont sich selbst nicht mehr.

Diese Gedanken, die einen umtreiben, die kenne ich auch. Das Hinterfragen der letzten Stunden und der letzten Tage, die Gewissheit, dass derjenige vielleicht hat noch sehr leiden müssen usw. Und man bekommt schlicht und ergreifend keine Antwort.

Ich versuche mich dann immer ein wenig damit zu trösten, dass ich mich frage, was Mama mir wohl sagen würde. Ich weiß was sie sagen würde, und das wiederum lässt es mich dann irgendwie aushalten.

Für mich war diese Machtlosigkeit das Allerschlimmste. Wie in einem bösen Traum, wo man quasi schon ahnt, wie es endet, und man rennt und rennt und kommt nicht von der Stelle und es holt einen, so oder so, immer ein, egal wie sehr man sich anstrengt.

Der Unterschied zu diesen Träumen ist, dass über den Tod hinaus eines beidseitig besteht. Die Liebe zueinander. Wenn man sich wieder ein wenig darauf besinnt, dann kann man es ein wenig besser ertragen.

Euch allen einen guten Tag

Annika
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