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Alt 04.12.2010, 02:11
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Hinterblieben, nur wo?

"es is, wie's is"

"es kommt, wie's kommt" füge ich hinzu. Myriam hat gesehen, in welche Missverständnisse ich mich festbeisse. Sie hat mir diese beiden Sätze in den Mund/die Finger gelegt. Nicht einfach so. Sie wollte es so. Genau so, wie sie es zulässt, dass ich mich an ihr festhalte, Nicht nur passiv sondern aktiv: sie streckt mir ihre Hand entgegen. Zum Teil direkt, indem sie meine führt. Zum Teil indirekt durch andere Menschen. Den letzten Beitrag hab ich mit Wiederwillen abgeschickt. Wusste nicht warum. War iritiert, konfus. Ich weiss jetzt warum.

Ich habe lange nicht schlafen können heute Nacht. War noch spazieren in einem kleinen Ort in der Pfalz. Anschliessend Fernsehen geschaut. Ein Kriegsfilm. Frankreich, 1940, eine kleine Stadt am Meer. Die Franzosen ohne Möglichkeiten der Gegenwehr. Vor sich die Deutschen, welche unaufhaltsam näher rücken, hinter sich das Meer. Keine Möglichkeit der Flucht. Sinnlose Versuche dem absehbaren Desaster über das Meer zu entkommen. Die Soldaten, die Zivilisten in der Stadt, sie alle versuchen verzeifelt ein Stückchen Normalität zu gewinnen, zu erhalten, zu verteidigen. Desillusioniert einerseits, andererseits voller Träume und Hoffnung auf das Glück. Das Happyend greifbar nahe, stirbt der "Held" der Geschichte an einer Kugel.

Ich habe versucht, ein anderes Programm ein zu schalten. Die Fernbedienung funktionierte nicht. Hab den Film bis zum Ende gesehen und dann am Fernseher ausgeschaltet.

Heute morgen stellte ich verblüfft fest: auf dem Boden vorm Bett lag eine Batterie. Die Fernbedienung konnte nicht funktionieren. Absicht? Zufall? Nein. Was sagt mir dieser Film? Ich weiss es noch nicht. Vielleicht ganz vage seh ich Parallelen. Oder doch nicht? Ich meine nicht den Schluss. Ich meine die Handlung bis dahin. Ich sollte diesen Film sehen. Das ist für mich eindeutig. Ohne Zweifel.

Ich hab ein neues Navi. Mein altes ist kaputt. Habs am Mittwoch gekauft und muss mich noch dran gewöhnen. Also hab ich einfach "nach Hause" eingeben obwohl ich den Weg im Schlaf kenne. OK, es schlägt den Weg über die Autobahn vor. Einverstanden. Jedoch, anstatt mich nach links Richtung Autobahn zu leiten, wie gewohnt, geht es Richtung Westen. Na gut, fahr ich halt so. Im Westen, da ist Waghäusel. Moment, da ist die Wallfahrtskirche! Da war ich schon mal drinn. Ist sie offen heute Morgen? Ich fahr da hin, gleich neben der Landstrasse. Sie ist offen, ich komme mitten in eine Messe. Gut besucht, was mich verwundert am Freitagmorgen. Egal, ich gehe leise rein und setz mich in eine Bank.

In der Lesung: Jesus hat Blinde geheilt. Blinde? Ich grinse innerlich. Ja, er hat Menschen geheilt, die nicht sehen können, ihr Augenlicht verloren haben. Nur die, die ihr Augenlicht verloren haben, fragt der Priester? Nein! Auch solche, die ihr inneres Augenlicht, ihren Glauben, ihr Vertrauen verloren haben. Gedanken, meine Ängste, das Gespräch vom letzten Abend. Auch ich war blind. Zu blind, um zu sehen!

"Myriam ist da! Nicht weil ich sie nicht loslasse, sondern weil sie es will"

Ganz entspannt und gemütlich führ ich nach Hause. Lächelnd, lachend. Über mich, über Myriam. Frei. Ich kann atmen. Ich bin mir bewusst, dass es nicht das Ende meiner Trauer ist. Ich bin mir nur bewusst, dass ich mich festhalten darf und kann. Ohne Gewissenbisse. Dass "Loslassen" auch Schmerz bedeuten kann.

Heute Abend war ich im Computerclub. Ich habe einen Schlüssel für das Tor zum Werksgelände der Stadtwerke, wo wir einen Raum gemietet haben. Das Tor lies sich nicht verriegeln! Das Loch im Boden für den Stab in der Mitte war verstopft, zugefroren. Egal. Es bleibt offen! (Natürlich hab ich den Notdienst angerufen und Bescheid gegeben von zu Hause. Alles geregelt,)

Ein bischen zuviel Zufälle für zwei Tage, oder?

Ich will dich nicht "loslassen". Ich will die Tür zu deinem Zimmer wieder öffnen, den Schlüssel dazu wegwerfen, damit ich nicht mehr zuschliessen kann. Ich freue mich, wenn du da bist. Ich bin vielleicht traurig, doch nicht verzweifelt, wenn du mal nicht da bist. Ich weiss, dass du da bist, wenn ich dich brauche. Du stehst gerade neben mir. Obwohl ich dich gerade mal nicht brauche .

Hab ich dir schon mal gesagt, wie genial du bist ? ...... Was meinst du? ..... Najaaaa, schon. Ist jedoch schon lange her. Zu lange.


In Liebe und Dankbarkeit

Helmut

PS: Danke für euer Mitgefühl. Danke für eure Gedanken!
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