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Alt 05.12.2010, 19:44
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Es war einmal vor langer Zeit .......

Ein trostloses Tal. Ein rauschender Fluss. Steinig. Verloren irrt ein Mensch zwischen den Felsen umher. Auf der anderen Seite das Flusses ein hoher Berg.

"Was soll ich hier unten in diesem Loch? Alleine, nichts zu essen und es ist kalt, kein Platz zum Ausruhen? Ich muss hier raus!"

Auf der anderen Seite des Bergs ist ein weites, grünes Tal. Dort wohnen Menschen, die auf ihn warten. Die ihm einen Platz in ihrer Mitte anbieten. Also nix wie hin. Doch wie? Mühsam zwängt er sich durch Felsspalten, klettert über dicke Brocken, bis er endlich eine Stelle findet, um den Fluss zu überqueren. Keine Brücke. Nur Steine im Wasser. Nass und glitschig. Gefährlich, da drüber zu gehen.

"Soll ich?" denkt er. "Wenn ich abrutsche, dann versinke ich im Fluss." Lange zaudert er, wagt es nicht. Sucht mühselig nach einer anderen Stelle, um über den Fluss zu kommen. Er findet keine bessere und geht halb entmutigt zu der Furt zurück. "Ich habe keine andere Wahl. Will ich das Tal erreichen, so muss ich hier über den Fluss." Seinen ganzen Mut kratzt er zusammen und setzt vorsichtig seinen Fuss auf den ersten Stein im Wasser. Ist er fest? OK, er ist es. Unsicher stellt er sich mit beiden Füssen darauf. Puuuuh, er hält!

Jetzt der nächste. Vorsicht! Mit beiden Armen balancierend hat er auch ihn erreicht. Sein Mut wächst. Um ihn das tosende Wasser, doch er steht fest mit beiden Füssen auf dem Stein. Noch ein Stein. Auch der ist geschafft. "Nur Mut," sagt er sich. "Du schaffst das!" Er setzt seinen Fuss auf den nächsten Stein in der Mitte des Flusses. Hier tobt das Wasser ungehindert, Gischt spritzt ihm ins Gesicht. Egal, weiter ........ und rutscht ab. Moos und Wasser haben den Stein glitschig gemacht. Nur mit äusserster Anstrengung kann er sich an ein Ast festhalten, der oberhalb des Steins eingeklemmt ist. Verzweifelt suchen seine Füsse im Wasser nach Halt. "Nicht loslassen!" edröhnt es in seinem Kopf. Das Wasser schiesst über seinen Kopf. Die Hände haben kaum mehr Kraft. Noch einmal schafft er es, den Kopf über Wasser zu heben und schaut nach drüben. Mit Wasser in den Augen sieht er dort drüben eine Gestalt. Sie winkt und ruft. Er hört es nicht. Nur Rauschen.

Doch das gibt ihm neue Kraft. Mit letzter Anstrengung zieht er sich aus dem Wasser auf den Stein und bleibt erschöpft liegen. Plötzlich ist jemand neben ihm, redet ihm beruhigend zu: "Du schaffst das. Los, komm. Ich helfe dir." und reicht ihm die Hand. Zitternd vor Kälte steht der Mensch auf, zu erschöpft, um zu sehen, wer das ist. Der andere kennt diese Furt und weiss genau, auf welche Steine man treten darf und welche nicht. Gemeinsam erreichen sie das rettende Ufer.

Nun völlig fertig sinkt der Mensch an einen Felsen. Nass, müde, zitternd vor Kälte. Der Andere hilft ihm aus den nassen Kleidern, hüllt ihn in einen warme, trockene Decke und rubbelt ihn trocken. Die nassen Kleider hängt er über einen Felsen, damit sie trocknen können, gibt dem Menschen was Warmes zu trinken. "Ich hab dich beobachtet von dieser Seite hier. Hab gesehen, wie du dich gequält hast. Hab deinen Mut gesehen, diesen Fluss zu überqueren. Ich bin hier geblieben, damit ich dir helfen kann, wenn du stürzen solltest. Jetzt ruh dich aus. Der Berg, den du ersteigen willst ist hoch und gefährlich. Pass auf dich auf! Du schaffst das."

Der Mensch möchte sich bedanken und öffnet die Augen ........... der Fremde ist verschwunden.
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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