AW: Adenokarzinom inoperabel
Liebe Christel,
mit dem Putzi-Schnuck lagst Du ja richtig. Es ist nämlich so, dass er in manchen, etwas entlegenen Gegenden (an der Nordseeküste) auch so genannt wird.
Aber diese Sorte Tier ist wirklich nur ganz wenigen Kennern bekannt und so mancher träumt sein Leben lang nur davon, je einen zu Gesicht zu bekommen.
Nach einer weitgehend schlaflosen Nacht denke ich doch etwas über den Einsatz von Weihrauch nach.
In bin mir nur nicht ganz klar, was meine Mitbewohner dazu sagen, wenn ich hier das Schlafzimmer begase.
Außerdem bin ich seit Krebs etwas geruchsempfindlich. Bei Parfüm bekomme ich heftige Hustenanfälle.
Aber ich könnte es ja mal in kleiner Dosis probieren.
Gibts das in der Apotheke? Oder im Drogeriemarkt?
Ansonsten gehts mir etwas besser. Es wird mir zu Hause schon wieder langweilig und ich erwäge am Wochenende, wo ich ja bestrahlungsfrei habe, wieder mal auf dem Boot in Konstanz zu nächtigen.
Mal schauen, wie es mir bis dahin geht. Ich werde nichts übers Knie brechen und immer schön vorsichtig sein.
Mitlerweile denke ich darüber nach, ob diese dauernde Unruhe nicht doch vielleicht durch die Bestrahlungen bedingt ist?
Könnte ja auch sein. Von dem Kortison habe ich heute (gestern) nur noch 4 mg genommen, statt ursprünglich 12.
Ich spüre aber keinerlei Schwindel oder gar Übelkeit.
Du kriegst jede Woche Infusionen? Hast Du da auch Beschwerden mit dünnen Schleimhäuten? Hatte ich meistens, aber es war zum Aushalten.
Merkst Du denn, ob es was nützt? Wahrscheinlich dauert es ein paar Wochen, bis man eine positive Veränderung merkt. Bei dem Gemzar damals tat sich sechs Wochen lang bei mir garnichts und ich wollte es bei der ersten Behandlungssequenz schon abbrechen.
Knochenmark wurde bei mir nie untersucht.
Zur Zeit spüre ich in der Brust ab und zu einen leichten Druck. Vermutlich Wasser. Geht dann aber von selber wieder weg.
Seit ich beschlossen habe, die durch die Gürtelrose entstandenen Nervenreizungen zu ignorieren, stören sie mich deutlich weniger. Ich bin schon ein kleiner Meister im Verdrängen!
Manchmal verdränge ich aber auch Wahrheiten, die ich besser präsent behalten sollte. Das ist dann im Einzelfall eher peinlich! Ich weiss auch nicht, wie ich das schaffe. Hat nichts mit dem Krebs zu tun, war schon immer so. Mein Unterbewusstsein beschliesst etwas zu vergessen und dann wird das im Speicher gelöscht, fertig!
Jetzt kann ich das ja alles auf den Krebs schieben, praktisch!
Liebe Grüße Reinhard
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