Liebe Jenny,
sorry, dass ich dir jetzt erst antworte, aber bis jetzt hat einfach die Zeit nicht gereicht.
Du wolltest den Krankheitsverlauf meiner Mama wissen. Ich versuche es dir kurz zusammenzufassen:
Februar 2006 ED Adenokarzinom, linker Unterlappen (T4N0Mx).
Operation am 8.2.2006 (dabei wurde etwa die Hälfte des linken Lungenflügels, sowie ein Lymphknoten entfernt)
Anschließend Chemo (Vinorelbin und Cisplatin), dann Reha.
Die folgenden, üblichen Kontrolluntersuchungen waren immer gefürchtet, blieben aber fast drei Jahre erfreulich, das heißt ohne weitere Befunde.
Dann Januar 2009 Auffälligkeiten auf dem Röntgenbild der Lunge...
Bevor der CT-Termin wahrgenommen werden konnte, kam es zu einem unvorhergesehenen Zwischenfall: Darmverschluss mit Notoperation!
Nachdem das überstanden war, hatten wir nach CT, zwei Bronchoskopien und was weiß ich noch, die traurige Gewissheit, dass sich Metastasen in beiden Lungenflügeln gebildet hatten, sehr kleine und sehr viele...
OP ausgeschlossen, Bestrahlung geht nicht, also blieb nochmal Chemo, diesmal
Alimta und Cisplatin.
Leider zeigte diese Chemo überhaupt keine Wirkung, was uns ziemlich schockierte, weil wir ja dachten, das wäre unsere letzte Chance.
Dann tat sich aber doch noch ein Türchen auf: Tarceva hieß das Zaubermittel, das uns im Oktober 2009 neuen Mut gab. Die Metas stoppten zunächst und bildeten sich dann sogar zurück. Wir waren voll happy.
Unterdessen wurden zwar auch Knochenmetas (Rippen und Wirbelsäule) entdeckt und bestrahlt, das hält sich aber auch alles noch "im Rahmen".
Die vorletzte Hiobsbotschaft war dann etwas "Auffälliges" im Kopf (ziemlich oben an der Schädeldecke), wo man rätselt, was es sein könnte ("Haben Sie sich mal gestoßen?"). Da unternimmt man nichts weiter, außer Kontrollen, ob es sich verändert, so nach dem Motto: "Solange Sie keine Ausfälle oder Beeinträchtigungen haben..."
Und dann kam kurz vor Weihnachten 2010 der bislang letzte Hammer: Die Metas wachsen wieder! Tarceva wird abgesetzt und jetzt gibt es Navelbine.
Auch das kann sie in Tablettenform, also zu Hause (!) einnehmen, allerdings nur einmal pro Woche. Das geht in Zyklen: Drei Wochen Tabletten, eine Woche Pause. Und wieder von vorne...
Wie lange das so bleiben soll, wissen wir noch nicht, das klärt sich beim nächsten Arztbesuch, und genauso wenig wissen wir, ob es anschlägt.
Also heißt es jetzt wieder: Geduld haben und hoffen.
Und in kleinen Schritten in die Zukunft gehen und sich auf alles freuen, was da noch kommt.
Damit ihr besser versteht, was ich damit meine...
Das war der Text für die Einladung zum 70. Geburtstag meiner Mama im Dezember 2009 (von dem ich mir Anfang 2009 nicht sicher war, ihn mit ihr feiern zu können!):
 
 Es gibt noch 
  so viel zu erleben...
... das Abitur,
das Studium,
die Ausbildung,
die Konfirmationen,
die Hochzeiten meiner Enkel,
vielleicht eine Reise nach Südafrika oder China,
die Geburten meiner Urenkel,
deren erste Schritte,
ihre Einschulung...
– jetzt  
werde ich erstmal
       70!
Auf die Melodie von "Happy birthday" von Stevie Wonder gab es unter anderem noch ein kleines Lied...
Happy birthday to you...
Die Mutti hat's geschafft,
die 70 sind vollbracht!
Wir freuen uns alle sehr
mit Ihr!
So kann es weitergehn,
das Leben ist so schön!
Wir wünschen dir noch ganz
viel Zeit!
Genieße jeden Tag,
was er auch bringen mag,
auch schon der Augenblick,
kann bringen dir viel Glück!
Happy birthday to you...
Die Welt sich immer dreht,
das Leben weiter geht,
es kommt noch viel dazu, 
ist schon klar.
Doch wir gehn Schritt für Schritt
und nehmen dich gern mit!
Auf alles, was noch kommt,
freu dich!
Der Enkel Abitur
und Studium nicht nur,
'ne Hochzeit oder zwei,
vielleicht Babygeschrei?!
Happy birthday to you...
Es war ein tolles Fest und liegt nun auch schon über ein Jahr zurück, in dem es zwar viele Hiobsbotschaften gab, aber auch viel Hoffnung.
Und sie ist tapfer und es geht ihr eigentlich ganz gut.
Darüber bin ich froh.
Ich hoffe, ich habe mit meinen Ausführungen nicht eure Hirne gesprengt 

 und wünsche euch allen alles Gute!
Christiane