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Alt 07.03.2017, 14:12
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Rachel Rachel ist offline
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Registriert seit: 27.06.2007
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Standard AW: Trauerbegleitung oä

vorab mal möchte ich dich einfach ganz fest in den arm nehmen und dir sagen, daß es eines tages wieder besser werden wird, auch wenn du dir das im moment nicht vorstellen kannst - konnte ich damals auch nicht.

mein mann ist am 27.7.2013 an lungenkrebs verstorben, ich habe ihn ein halbes jahr zu hause bis zum tod gepflegt.

nach seinem tod bin ich in ein großes schwarzes loch gefallen, MEINE welt ist stehengeblieben, ich war für nichts zu gebrauchen, ich bin dahinvegetiert, habe nur geweint, ich habe oft ganz laut im garten geschrieen "ich will meinen mann wieder haben" .......... ich wollte nicht mehr leben, wollte bei meinem mann sein .............. und ich war so wütend auf ihn, daß er mich ganz alleine zurückgelassen hat.

3 monate später bin ich in eine trauergruppe eingestiegen - das war ganz furchtbar für mich. all die schicksale der anderen zu hören ......... bin dann nach 2 monate ausgestiegen und habe einzelstunden genommen. so richtig sind die gespräche damals nicht wirklich angekommen bei mir sondern erst viel später haben sie ihre wirkung gezeigt.

ich habe mir dann bücher über trauer gekauft (wenn du magst kann ich dir diese bücher gerne schicken), manchmal konnte ich die bücher lesen, dann ging es wieder gar nicht.
habe auch versucht viel draußen im freien zu sein, in unserem haus habe ich es überhaupt nicht ausgehalten und ich habe immer und überall geweint, ich habe mich nie versteckt und ich habe viel mit freunden gesprochen.

all das hat mir doch sehr geholfen mit der zeit, es war ein sehr sehr langer schmerzlicher weg und ich habe 1,5 jahre gebraucht bis mein lebenswille wieder vorhanden war, bis ich wieder lust hatte weiterzumachen .................

ich weiß wie weh es tut, wie schwer alles ist aber du mußt versuchen weiterzumachen .............. kleine schritte aber immer weitergehen, nicht zurückschauen und stehenbleiben ......... die zeit heilt alle wunden > blöder satz aber er stimmt wirklich.

Aus heutiger sicht würde ich dir sagen > schau das du liebe menschen um dich hast, weine wenn dir danach ist, rede mit deinem mann, erzähle ihm wie es dir geht ......... ich mache das heute noch und schreibe ihm heute noch SMS wenn ich was schönes erlebt habe oder wenn er geburtstag hätte ....................

es ist eine schlimme zeit, eine schlimme erfahrung aber auch für dich wird die sonne wieder scheinen - viele menschen haben mir das damals gesagt und ich habe es keinem einzigen geglaubt

ich wünsche dir alles alles gute für deine therapie

lg gitti
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mein Mann: Adenokarzinom

man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka

Geändert von Rachel (07.03.2017 um 14:17 Uhr)
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