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Alt 22.03.2014, 09:43
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Standard AW: Diagnose Prostatakrebs

Hallo ocean,

bei diesen unpräzisen Angaben ist es schwer etwas zu sagen:

zu 1.) Die Infusion ist wahrscheinlich keine Chemotherapie, weil man diese frühestens gibt, wenn die Hormontherapie eines Tages nicht mehr wirken sollte.
2.) wahrscheinlich ist es Zometa, ein Bisphosphonat gegen die Knochenmetastasen. Hier ist darauf zu achten, während der Einnahme keine Zahnextraktionen durchzuführen, da die Gefahr einer Kiefernekrose besteht.
Außerdem ist eine sorgfältige Zahnpflege nach jedem Essen zu betreiben.
3.) Die Hormontherapie per Spritze führt eine chemische Kastration herbei, d.h. die Hoden produzieren kein Testosteron mehr. Testosteron ist eine Nahrung für den Prostatakrebs (keine Ursache).
4.) Es gibt mehrere Behandlungen beim Prostatakrebs; aber die kurativen (heilenden) Therapien (wie OP oder Strahlentherapie) sind beim fortgeschrittenen Prostatakrebs, der leider nicht mehr heilbar ist nicht mehr angesagt.
5.) Die Hormontherapie kann sowohl der Urologe als auch der Onkologe durchführen. Der Urloge ist mit dem Prostatakrebs bestens vertraut, der Onkologe hat ein breiteres Wissen über alle Krebsarten, aber in der Regel nicht so tief über den Prostatakrebs.
6.) Nein, die Hormontherapie ist nur ein palliataive (lindernde) Behandlung.
Sie wirkt nur eine begrenzte Zeit.
7.) Ihr Vater wird noch mehrere Therapien durchstehen müssen, um den Prostatakrebs in Schach zu halten. Zum Glück haben wir heutzutage neben der Hormontherapie noch die Chemotherapie und neue Medikamente, die teilweise vor und nach der Chemo eingesetzt werden können.
8.) Wenn der Prostatakrebs metastasiert hat, ist er leider nicht mehr heilbar und wir müssen von einer fortgeschrittenen, ernsten Situation ausgehen. Die Aussage des Urologen geschah bestimmt zu einem früheren Zeitpunkt, vielleicht direkt nach der Biopsie, in dem man das ganze Ausmaß noch nicht erkannt hat.
9.) Nein, das wäre schön. Wir haben zwar das PET/CT oder das multiparametrische MRT mit dem unter Umständen Metastasen entdeckt werden können. Aber Ziel einer jeden Diagnostik ist eine Therapie und außer einer Hormontherpie, die auf den ganzen Körper wirkt, sehe ich im Moment nichts anderes für Ihren Vater.
Selbst, wenn man im Körper irgendwo Metastasen entdecken würde, ist es unter Umständen schwierig, sie operativ oder mit Bestrahlung zu behandeln.
9.) Prostatakrebs ist ein mehr gutartiger Krebs, der nicht so schnell wächst.
Der alte Hackethal hat zwischen dem Haustierkrebs und dem Raubtierkrebs unterschieden. Bei Ihrem Großvater deutet nach Ihren Schilderungen alles auf einen Raubtierkrebs hin.

Sie sollten sich dringend den Biopsiebefund und die Berichte aus der Klinik besorgen, damit wir Ihnen genauere Antworten geben können. Meine Antwort bewegt sich weitgehend im Bereich der Spekulation, weil Ihre Krankheitsdaten sehr dürftig sind.

Im Übrigen:
Verzweifeln Sie nicht, mit den heutigen Medikamenten die uns seit kurzem zur Verfügung stehen, kann Ihr Vater, wenn er Glück hat, den Prostatakrebs noch jahrelang in Schach halten. Allerdings er ist wahrscheinlich ein Hochrisikopatient.

Genaueres sagt darüber der Gleason Score. Sie sollten sich den Biopsiebefund beim Urlogen besorgen, dann kann man mehr darüber sagen.

Ich füge Ihnen den Link zum Patientenratgeber II für den fortgeschrittenen Prostatakrebs bei, in dem Sie sich selbst informieren können:
Prostatakrebs II Lokal fortgeschrittenes und metastasiertes Prostatakarzinom:

http://www.patienten-information.de/...-aufl-2013.pdf

(2. Auflage)

Der Ratgeber basiert auf den S3-Leitlinien und enthält nur wissenschaftlich fundierte Aussagen.

Wenn Sie noch weitere Fragen haben, können Sie auch die Bundesweite Hotline des BPS von Dienstags - Donnerstags von 15 - 18 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 0800 70 80 123 anrufen. Aber da sollten Sie zumindest die Kopie des Biopsiebefundes und noch besser die Berichte aus dem Krankenhaus vorliegen haben.

Alles Gute für Sie beide!

Hansjörg Burger
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