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Alt 13.10.2022, 21:25
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Kurzes Update:
Er hat kein Rezitiv. Ist aber mittlerweile total bettlägerig und ziemlich inkontinent. Da ich sowohl meinem Hausarzt, als auch in den 2 Krankenhäusern, in denen er war, betont habe, dass ich ihn nicht mehr pflegen kann und die angemessene Pflege nicht gewährleistet ist, muss sich das Krankenhaus um eine Anschlusspflege kümmern, eigentlich sozusagen.

Trotz meiner ständigen Nachfragen und fast Weinausbrüchen bei der Stationsärztin (wenn sie denn bei der eingeschränkten Besuchszeit 15-16 Uhr überhaupt da war), verzweifelten Anrufversuchen beim sozialen Dienst und Mails (bis heute keine Antwort), tat sich nichts. Es wurde später und später und das Damoklesschwert, dass er in dem Zustand zurück kommt und ich das nicht schaffe, hing über mir. Die Rechnungen stapelten sich (er ist Pensionär, schön kompliziert bei der Abrechnung, teils Beihilfe, teils private Kasse).

Ich habe mir die Finger wund telefoniert, Kurzzeitpflegeplätze nicht zu kriegen. Urlaubszeit und Pflegemangelsituation macht das komplett. Ich wollte erstmal einen Kurzzeitpflegeplatz, um den Stress zu kompensieren und dann mit Abstand zu überlegen, wie es weiter geht, aber mit der Option, daraus einen Dauerpflegeplatz zu machen. Mittendrin war für Anfang September, seit 2 Monaten gebucht, eine Woche Ferienhaus mit Hund in der Nähe, schon bezahlt, ich brauchte diese eine Woche seit 2 Jahren soooo dringend.

Gut, ich habe übers Internet eine Pflege-WG ca. 32 km von unserem Wohnsitz entfernt gefunden. Die war nur 65 km von dem Ferienhaus entfernt. Besichtigt, für gut befunden, 3 Verträge unterschrieben. Mit meiner lieben Freundin ausgemacht, dass sie am Umzugstag vom Krankenhaus zur WG auch kommt, noch 2 mal in der Woche und ich bin vom Ferienhaus aus auch hin gefahren am Umzugstag. War total stressig.

Gut, ich konnte noch ein bisschen mit meinem jetzt 6 Jahre alten Hund wandern. Auf dem Rückweg habe ich meinen Mann wieder in der WG besucht, er war total unausstehlich. Sah nicht ein, dass ich ihn nicht mehr pflegen kann.

Endlich zuhause angekommen dann die nette Überraschung: Einbrecher hatten unsere gesamten Ersparnisse geklaut. Erstmal geheult. Polizei, Spurensicherung, usw. Die kurze Erholung war natürlich weg. Da war ich dann 1 x in 2 Jahren für 1 Woche weg und dann wird eingebrochen.

Dazu die bittere Erkenntnis, dass die Pflege in der WG als ambulante Pflege gilt, jede Handreichung aufgeschrieben wird und zusammen mit der Miete für das Zimmer (die "Wohnung") richtig richtig viel Geld kostet. Der Zuschuss der Pflegekasse/der Beihilfe deckt nicht mal die Hälfte der Kosten ab.

Ich habe also jetzt die Wahl zwischen finanziellem oder nervlichem Ruin. Da ich ein von Natur aus sparsamer Mensch bin, fällt es mir nicht schwer, mich einzuschränken. Ich kann also bei den gestiegenen Preisen für Energie und Lebensmittel etc. gerade noch so über die Runden kommen. Habe echte Existenzängste. Es geht mir schlecht. Bin am Ende meiner mentalen Kräfte, irgendwann ist es halt genug. So langsam hangel ich mich hoch, mein Mann ist gut versorgt, da brauche ich mir immerhin keine Sorgen zu machen. Da komme ich auch wieder raus. Habe einfach zu lange gewartet und nicht erkannt, dass ich Grenzen habe.

Zum Abschluss bei all dem S... was Nettes: Mein Mann hat mir über einen bekannten Onlinehandel einen schönen Blumenstrauß geschickt. Mittlerweile ist er ruhiger geworden, netter, und bedankt sich öfter. Ich besuche ihn natürlich regelmäßig und bringe ihm, was er will.

Es gibt leider keine Anleitung für solche Krisen. Da muss man durch.
Seit mutig und lasst euch nicht unter kriegen, aber erkennt, wenn es nicht mehr geht. Bis demnächst
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mein Mann - Kleinzelliges Bronchialkarzinom T4NXM0 ED 01/2015
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