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Alt 04.10.2017, 13:10
lotol lotol ist offline
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Registriert seit: 10.04.2016
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Standard AW: Oma will sterben...

Lieber DaveFi,

Zitat:
...Sie hat deswegen sehr schnell viel abgenommen, hat auch keine Kraft mehr sich zu bewegen und ist im Kopf noch sehr klar.
Es bricht mir das Herz sie so zu sehen..besonders wenn sie mir sagt, dass sie nicht mehr will oder mich fragt wie sie sich umbringen soll...
Was Du hier beschreibst, ist aus meiner Sicht eine der schwierigsten Situationen, in der sich alle Beteiligten befinden können:
Nämlich, wie mit dem Wunsch eines Menschen, zu sterben bzw. sterben zu können, umzugehen.

Es gab/gibt Kulturvölker, bei denen das etwas einfacher gehandhabt wurde/wird, als das bei uns (derzeit) möglich ist.
Wie z.B. die Indianer, bei denen Greise den Zeitpunkt ihres Todes selbst bestimmen/wählen konnten.
http://www.indianerwww.de/indian/alte_greise.htm

Nun leben wir aber in Europa, haben jeweils andere Kulturen und Verfassungen, die allgemein verbindlich sind.
Manche der von Dir verwendeten Worte lassen mich vermuten, daß Du in Österreich lebst, dessen Verfassung ich nicht so genau kenne.
Die aber elementar auch nicht recht viel anders sein dürfte als die der BRD, weil in allen Verfassungen die Menschenwürde elementar ist.

Stellvertretend also hier Art. 1 GG (der BRD):
https://dejure.org/gesetze/GG/1.html

Das beinhaltet m.E. zwar klar und eindeutig auch, daß jeder Mensch über sein eigenes Leben (incl. Tod) frei verfügen kann, so einfach ist das aber nicht durchführbar.
Weil - ganz abgesehen von evtl. christlichen Hinderungsgründen - ein ganz anderes Dilemma existiert:
Nämlich der hippokratische Eid. =>http://www.pflegewiki.de/wiki/Hippokratischer_Eid


Zitat:
Die Ärzte haben uns jetzt schon öfter gesagt, dass es die letzten Tage sein werden...naja das hören wir jetzt schon seit fast 2 Monaten.

Ich würde ihr so gern aus dieser Situation helfen...
Nachvollziehbar, daß Du Deiner Oma helfen willst.
Angesichts der ganzen Tabuisierung von Sterbehilfe in unseren Staaten scheint mir das aber nur dadurch möglich zu sein, indem Angehörige die Ärzte bitten, einen Patienten wenigstens schmerzfrei sterben zu lassen.

Hat Deine Oma Dich oder jemand anders Eurer Familie bevollmächtigt, stellvertretend für sie ihren Willen durchzusetzen, wenn sie selbst den nicht mehr artikulieren kann?
Falls nein, kann ich Dir nur raten, das mit Deiner Oma zu besprechen und dann "wasserdicht" (rechtlich unanfechtbar) schriftlich festzuhalten.

Was Du hier vom rapiden körperlichen Verfall Deiner Oma beschreibst, ist schrecklich.
Noch ist sie bei klarem Verstand, was sich aber ebenfalls sehr schnell ändern kann.
Auch Deine Oma weiß das, und sie will nun eigentlich sterben.
Es bleibt m.E. kein anderer Weg übrig als sich mit den Ärzten abzustimmen, wie das menschenwürdig gestaltet werden kann.

Viel Erfolg dabei.
Traurig genug, daß man in unseren Staaten auch darum noch kämpfen muß.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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