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Alt 30.05.2020, 22:44
Lexiata Lexiata ist offline
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Standard AW: Erfahrung mit Begleitperson bei Reha

Mein Partner ist momentan in einer Anschlussheilbehandlung. Auch wir haben uns mit dem Thema Begleitung intensiv ausandergesetzt und das Für und Wieder abgewogen. Vorweg: Wenn diese Zeit in die Ferien gefallen wären, hätte er mich definitiv mitnehmen wollen, da sonst der gemeinsame Urlaub weggefallen wäre.
Und nun zum Für und Wider:
Da uns die Krebsdiagnose, die folgende OP und die daraus resultierende Anschlussheilbehandlung regelrecht überfallen haben, war sich mein Partner nicht sicher, was in der AHB auf ihn zukommt und wie es ihm damit geht. Insofern haben wir uns dafür eintschieden, dass ich ihn nicht begleite (momentan ist das aufgrund von Corona eh nicht möglich). Gelangweilt hätte ich mich vor Ort mich Sicherheit nicht, da ich dann selber ein Programm gebucht hätte. Mein Partner und ich haben ein sehr enges und vertrauensvolles Verhältnis ohne uns gegenseitig einzuengen. Dennoch oder gerade deswegen war er sich nicht sicher sich voll auf die Therapien konzentrieren zu können. Nun, nach der der ersten Woche sieht das schon anders aus. Nachdem er dieses Wochenende dort alleine verbringen muss und die Freizeitangebote aufgrund von Corona sehr eingeschränkt sind, hat er mich gebeten auf jeden Fall das nächste Wochenende mit ihm dort zu verbringen, auch wenn wir uns aufgrund anstehender Therapiemaßnahmen evt. nicht den ganzen Tag sehen können.
Ich denke, ob man als Angehöriger den Erkrankten begleitet, ist immer sehr individuell. Man sollte aber nicht außer Acht lassen, dass der Partner oder andere enge Anghörige, den Erkrankten engmaschig begleiten und sich intensiv kümmern und sorgen und insofern auch Entlastung benötigen. Es gibt sogar Studien dazu, in denen herausgefunden wurde, dass Angehörige noch häufiger an Angststörungen leiden als der Erkrankte. Die Entlastung kann natürlich in einer eigenen Reha geschehen. Ich würde mich aber wohler fühlen gemeinsam mit meinem Partner entspannen zu können. Tagsüber könnte jeder seinem eigenen Therapieplan folgen und abends könnte man gemeinsam die Seele baumeln lassen ohne die Belastungen des Alltags zu Hause.
Hinzu kommt, dass auch der Angehörige psychonkologische Hilfe und Betreuung in Anspruch nehmen könnte und genauso wie der Betroffene Sorgen und Ängste loswerden könnte, die er er dem Partner evt. nicht mitteilen möchte.
Ich habe den Wunsch meines Partners akzeptiert die AHB alleine anzutreten und zunächst keinen Besuch zu bekommen. Ich weiß auch so, dass er mit dem Herzen bei mir ist.
Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann, ist die rigorose Einstellung den Partner generell ausklammern zu wollen, wie ich es auch in anderen Fäden gelesen habe. Da kam es zu Situationen, in denen der Betroffene nach der AHB / Reha äußerst viel Zeit mit Personen verbracht hat, die er dort kennen gelernt hatte, unter anderem mit der Begründung, dass nur diese das richtige Verständnis für ihn hätten. In diesem Fall stimmt dann wohl die Beziehung nicht mehr, so nach dem Motto "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen". Es wurde sogar davon berichtet, dass das angeblich von Psychologen in der Reha so angeraten wurde.
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