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Alt 24.04.2010, 21:06
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo ihr Lieben!
Ich hoffe ihr habt, falls möglich, das Wetter heute genossen.
Ich habe mich die Tage nicht gemeldet, weil mich hier das reale Leben beschäftigt hat. Bei mir hat sich ja einiges an Arbeit angestaut und ich bin voll ins Semester eingestiegen. Meine komischen Schmerzen sind fast weg, außer dass ich ab und zu welche in der Herzgegend habe. Meinen dabei sofort aufkommenden Verdacht versuche ich erstmal zu ignorieren. Vielleicht sind die Schmerzen bald ganz weg. Gestern war ich beim Sport und es ging mir - wohl dank EPO - dabei viel besser. In den letzten Monaten bin ich gewalkt, wenn meine Gruppe einen Dauerlauf gemacht hat. gestern bin ich wieder mitgelaufen. Ich habe mich auch insgesamt beim Sport wieder besser gefühlt.
Nachmittags habe ich wieder angefangen zu schlafen. Diese Entwicklung jetzt versteh ich echt nicht. Warum musste ich so zwei Wochen mal nachmittags nicht schlafen und jetzt geht es wieder los? Raff ich nicht. Ich frag mich jetzt natürlich, was die mit mir im Krankenhaus gemacht haben, was mich zwischenzeitlich vom Tagesschlaf befreit hat. Dummerweise habe ich meinem engen Umfeld ja begeistert berichtet, dass ich nachmittags wieder wach bin. Deswegen wurde ich jetzt schon zweimal nachmittags aus dem Schlaf gerissen. Kann es vielleicht am Kaliummangel liegen? Im Krankenhaus habe ich unter anderem Kalium bekommen. Ich werde gleich mal googlen. Dieses Rätsel muss doch zu lösen sein.
Morgen treffe ich mich mit meiner ehemaligen Chefin zum Kaffee. Sie ist kurz nachdem ich bei ihr anfing zu arbeiten in meine Sportgruppe eingetreten, so dass ich auch jetzt noch privaten Kontakt zu ihr habe. Ihr Schwager hat ein Mandel..?...lymphom und wird bald autolog Transplantiert. Sie weiß nicht so recht wie sie damit umgehen soll und will mich befragen. Er scheint aber ganz anders mit der Krankkeit umzugehen als ich. Er hat gleich als er nach Hause kam seine Unterlagen und so sortiert und alles für den schlimmsten Fall vorbereitet. Vielleicht ist es auch der erste Diagnoseschock. Auf jeden Fall kann ich ihr was über die Transplantation an sich erzählen und vielleicht worauf er achten sollte. Ich will ihr auch ein Buch ausleihen. Dieses wollte ich hier schon länger empfehlen. es heißt: "Hermann Delbrück: Knochenmark- und Stammzelltransplantationen nach Krebs". Fragt mich nicht, warum das "nach Krebs" heißt. Es informiert aber sehr umfassend und auch gut über die lange Zeit danach. wann man welche Nachuntersuchungen wie Augenarzt und so machen sollte und über Impfungen, die man nach der allogenen Stammzelltransplantation braucht. Das Buch kann man sich übrigens kostenlos unter der Nummer: 0221/9405823225 bei der DKMS bestellen, wenn sie noch welche da haben.
Ich habe heute angefangen einen Brief an meine Spenderin zu entwerfen. Der wird erstmal anonym weitergeleitet. Es ist gar nicht einfach an einen Menschen zu schreiben, der mir völlig fremd ist. Gleichzeitig lauf ich aber mit ihren blutbiildenen Stammzellen, ihrer Blutgruppe und vielleicht ihren Allergien durch die Gegend. Ich habe mich jetzt dafür entschieden sie zu duzen. Sie ist auch so in meinem Alter. Und irgendwie hat sie ja etwas großes für mich getan, mich quasi gerettet und ich finde, das verbindet. Gar nicht so einfach einen angemessenen Brief zu schreiben. Man schreibt ja nicht alle Tage an anonyme Stammzellspender.
Gute Nacht und schönes restwochenende
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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