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Alt 21.06.2010, 09:24
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Mein Geburtstag ist in ein paar Tagen. Der Tag als Katrin die Diagnose Gebärmutterhalskrebs bekam. Ich werde meinen Geburtstag nie mehr feiern. Für mich ist dieser Jahrestag von nun an ein Trauertag. Zur Zeit ist mir ohnehin nicht nach feiern und alleine macht es keinen Spaß.

Katrinchen, Süße, ich besuche heute dein Grab. Ich bringe dir Eisbegonien mit und einen Strauß Rosen. Tulpen gibt es leider keine mehr. Eisbegonien stehen für ewige Liebe. Ich werd Sie einpflanzen und ordenlich wässern damit sie gedeihen und du dich lange an ihnen erfreuen kannst. Ich liebe dich, Schatz!

Wir haben nie übers Sterben und den Tod gesprochen. Sie hätte davon anfangen müssen. Ich wünschte wir hätten. Vielleicht hätte uns ein offenes Gespräch übers Sterben unsere Beziehung, unsere junge Ehe bewahren können. Ich denke oft darüber nach. Ein Freund der zur 2ten Garde gehörte, viele fanden sich erst ein als klar war wohin die Reise geht, sprach mit Katrin über das Sterben. Ich neide ihm das sehr. Mir gegenüber wollte Sie sich zu dem Thema nicht äußern. Mit Ihren Eltern hat Sie auch nie übers Sterben gesprochen. Sterben war keine Option und schließlich sah Anfang Januar alles noch ganz gut aus. Katrin baute unwahrscheinlich schnell ab. Die Themen und Gedanken konnten gar nicht mit den Ereignissen Schritt halten und niemand wollte, ich schon gar nicht, Katrin aufgeben. Katrin war drei Wochen auf Palliativ und nur 13 Tage im Hospiz. Also nur etwa 5 Wochen austherapiert und reiner Pflegefall.

Ich beneide die Eltern von Katrin, weil Sie ihre Trauer teilen können. Ich hab niemanden, keinen mit dem ich wann auch immer mir danach ist mich austauschen kann über Katrin. Ich wünsche mir jemanden nicht nur zum zuhören und fürs Verständnis sondern jemanden der genauso betroffen ist, denselben Menschen betrauert und mit dem man sich wirklich austauschen, in Erinnerungen schwelgen kann.

Am 6. Juli findet die erste Sitzung mit meinem Therapeuten statt. Er wurde mir von Katrins Psychologe an der Frauenklinik empfohlen. Er war ganz begierig darauf mit mir einen Termin zu machen. Vielleicht hat der Psychologe von Katrin ein gutes Wort für mich eingelegt. Hätte nie gedacht das ich schon so bald einen Termin bekomme.

Heute gehts zum Jobberater. Ich konnte kaum schlafen und träumte sehr wirr. Katrin kam auch in meinen Träumen vor aber ich erinnere mich nicht genau.

Übermorgen ist es soweit - am 27.06.2010 wären wir offiziell ein Jahr zusammen. Ich würde mich still aus dem Bett schleichen und Ihr Blumen ans Bett stellen, Rosenblätter verstreuen, Kerzen anzünden, Frühstück machen und ans Bett bringen, Ihr die Füße massieren, Sie von Kopf bis Fuß verwöhnen, Ihr die tollsten Komplimente machen und das den ganzen Tag lang. Am Abend gingen wir richtig schniecke essen und danach im Mondlicht am Rheinufer spazieren, an einer der Molen rasten, eine Flasche Wein zusammen trinken und von unserer gemeinsamen Zukunft träumen.

Gerade vom Job-Center zurück. Ich hatte ein gutes Gespräch mit meinem Berater. Ich erzählte von Katrin, über meine Trauer und meine Pläne, die sind allerdings noch nicht ausgereift. Vielleicht bewerbe ich mich im Februar beim ADD in Rheinlandpfalz um eine Lehrerstelle als Seiteneinsteiger fürs Fach Kunst. Mein Berater hätte eine Stelle für mich um die Zeit zu überbrücken. Ich könnte für einen Kunstverein in Halbtagsanstellung arbeiten. Ich wäre mit Kindern zusammen und würde kleinere Kunstprojekte mit Ihnen machen und Sie betreuen. Der Jobberater, übrigens sehr nett, meinte zu mir, ich denke das wäre das richtige momentan. Denken Sie bitte darüber nach und geben sie mir nächste Woche bescheid, fügte er noch hinzu. Ich hab mich bereits dazu entschlossen. Ich werde es auf jedenfall machen. Hier nur rumzusitzen bringt auch nichts und mir ist schon öfter die Decke auf den Kopf gefallen.

Geändert von gitti2002 (03.11.2016 um 23:10 Uhr) Grund: zusammengeführt
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