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Alt 15.12.2019, 09:19
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Unsere Geschichte

Hallo Tinele,

das ist sehr traurig zu lesen und leider weiß ich ja aus eigener Erfahrung, dass du dabei gar nichts tun kannst außer hilflos zuschauen. Was es noch belastender macht.

Deshalb finde ich es trotz allem eine gute Nachricht im Unglück (sozusagen), dass deinem Mann jetzt endlich professionell versucht wird zu helfen.

Und du diese Verantwortung und Belastung nicht mehr allein tragen musst, sondern abgeben kannst, ohne dir Sorgen machen zu müssen, dass er irgendwo im Straßengraben liegt, einen Unfall hat oder sonstwas dramatisches im Suff- oder Entzugszustand.

Du hattest es ja schon beim letzten Mal angedeutet, dass du dich innerlich etwas davon distanzierst (Abschied nimmst), was purer Selbstschutz ist und daher auch richtig war.

Ich weiß ja nicht, wie lange und wieviel dein Mann schon wieder trinkt, aber bedenke bitte eines:
Die Mengen waren wahrscheinlich viel größer als du wusstest, das ist nahezu immer so, dass der Konsum oder ein Teil davon verheimlicht wird. Nur die wenigstens saufen ganz offen vor der FAmilie....

Daher würde ich es überhaupt nicht für ausgeschlossen halten, dass der schlechte Allgemeinzustand vom chronischen Alkoholmissbrauch kommt, auch wenn das alles natürlich für die Krebsfreiheit ungut ist und sowieso der pure Wahnsinn....
als ich zum Ende meiner Sucht hin nur noch alle paar Wochen und dann sogar alle paar MOnate einmalige Rückfälle hatte, ging es mir körperlich tagelang unfassbar schlecht, psychisch sowieso.
Mein Immunsystem reagierte sofort mit Infektanfälligkeit und ich hatte sogar nach jedem Rückfall (wie gesagt, nur ein Tag) immer geschwollene und schmerzende Lymphknoten im Nacken, dazu tagelang starken Juckreiz und wurde dazu oft noch krank.
habe darüber auch mit meiner HÄ gesprochen, da ich ansonsten fit und sportlich war und ja altersmäßig auch noch jung - wie kann das also sein?
Sie meinte, ja, das kann durchaus sein, nach einigen Jahren Alkoholmissbrauch, dass der Körper irgendwann einfach in die Knie geht auch bei kleineren Mengen. Ist sogar die Regel und nicht die Ausnahme.

Es ist aber auch egal für dich jetzt, ob der Alkohol oder der Krebs ihn dir wegrafft, bitte schaue jetzt auf dich und Kinder hast du ja auch, richtig?
Deinem Mann kannst du jetzt momentan gar nicht helfen, da muss er jetzt ganz alleine durch.
Falls er nicht will und weitermacht, ist das eben so, dann ist er auch selbst dafür verantwortlich. Krebs hin oder her. Sonst würden ja alle Krebspatienten zu Alkoholikern oder Drogensüchtigen, weil das für jeden einzelnen ein schwerer Schlag ist. Und für die Angehörigen ebenfalls.
So leicht kann er es sich auch nicht machen, auch wenn verständlich ist, dass du ihn unbewusst schützen und für ihn "Ausreden" suchen möchtest.

Lass dich darauf nicht ein, er ist schwer krank, hat es aber dennoch bei dieser Krankheit selbst in der Hand, dass sie gestoppt wird. Ein Stück weit zumindest (was bei Krebs anders ist, da kann man nicht entscheiden, die Krankheit selbst zu stoppen).

Ich drücke euch als Familie die Daumen, dass ihr aus dieser Krise vielleicht doch noch herauskommt und wieder zueinander findet.
Dafür ist jetzt aber erstmal dein Mann am Zug und in der Selbstverantwortung, was ihm auch keiner abnehmen kann.

Alles Liebe für euch und schön, dass du dich mal wieder gemeldet hast. Habe ja eure Geschichte von Anfang an verfolgt.
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