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Alt 31.07.2008, 13:30
Kyria Kyria ist offline
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Standard AW: Wie lange noch?

Hallo Ypsi,

lieben Dank für Deine Antwort.

Ich denke, daß es bei Männern wie Deinem Vater und meinem Exmann ungeheuer wichtig ist, ihnen das Gefühl zu geben, daß man dann da ist, wenn sie es brauchen. Daß sie wissen, daß man sozusagen im Hintergrund bereit steht und sie auffängt und unterstützt, dann, wenn es nötig ist.

Zusätzlich kann man hier und da ein bißchen an den Fäden ziehen, um ihnen manches zu erleichtern: Kann sich vom Kranken von der Schweigepflicht entbinden lassen und so Gespräche mit dem Arzt führen. Kann mit der Nachbarin eine verbindliche Absprache treffen, daß sie bei Verschlechterung des Befindens sofort Bescheid geben soll. Der Kranke muß dabei gar nicht so haargenau mitbekommen, was man als "Notfallprogramm" für ihn arrangiert!

Denn viele Kranke neigen dazu, den Ernst der Lage nicht erkennen zu wollen. Mein Exmann z.B.: weigerte sich bis zum Schluß beharrlich, zu erkennen, wie schlimm es um ihn stand. Er war überzeugt davon, in absehbarer Zeit wieder gesund zu werden. Das war seine Art, mit der Krankheit umzugehen. Wir mußten lernen, das zu akzeptieren.

Noch kurz zu Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht: Vermutlich der einzige Vorteil dieser schrecklichen Krankheit Lungenkrebs ist, daß man dabei eine Patientenverfügung nicht mehr dringend braucht. Denn die Möglichkeiten, bei Lungenkrebspatienten auf längere Zeit lebensverlängernde Maßnahmen einzusetzen, sind doch eher sehr begrenzt. Insbesondere dann, wenn der Tumor bereits weit fortgeschritten ist.

Viel wichtiger finde ich, die finanziellen Angelegenheiten zu regeln. Das würde bedeuten, daß Dir Dein Vater, falls er handlungsunfähig im Krankenhaus liegen würde, Dir durch eine ausgestellte Bankvollmacht die Möglichkeit gäbe, Überweisungen zu tätigen etc., um finanzielle Nachteile zu vermeiden.
So könntest Du auch Einblick in seine Finanzen erhalten und sehen, wie es um die Schrottimmobilie bestellt ist.

Puh, irgendwie ist das alles ein Drahtseilakt: Als Angehöriger eines eigenwilligen Kranken ist man irgendwo zwischen "Hoffnung -nicht zerstören", "Nachteile-minimieren" und "Vorsorge-treffen" angesiedelt.

Anfangs kann man sich gar nicht vorstellen, wie man das alles unter einem Hut kriegen soll. Aber es geht.

Unerlässlich ist es allerdings, sich ein paar Mitstreiter ins Boot zu holen: Eine hilfsbereite Nachbarin z.B.:, einen vertrauenswürdigen Arzt, oder auch andere Familienangehörige. Leute, mit denen man eine kleine, effektive Hilfsmannschaft bilden kann und mit denen man sich austauschen kann.

Ich find´s wunderschön, wie sehr Du Dich für Deinen Vater einsetzst. Ich bin überzeugt davon, daß dieser Weg, auch wenn er Dich jetzt viel Zeit und Energie kostet, der allerbeste für Euch beide sein wird. Der Königsweg.

Ganz liebe Grüße
Kyria
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