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Alt 09.01.2003, 10:44
Gast
 
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Standard Problem / Gedanken

Liebe Mucki,

trotz der Tragik, finde ich es sehr schön, dass dein Mann in deinen Armen sterben konnte. Ich denke, das war für euch beide wichtig.

Diese tiefe Ruhe, von der du schreibst, durfte ich (wie du vielleicht gelesen hast) auch erfahren. Für mich bedeutet das heute ein Geschenk meines Vaters, ein Geschenk, das nicht jeder bekommt (wenn ich an die vielen verzweifelten Postings im Hinterbliebenen Forum denke). Auch das kann nur jemand verstehen, der genau das erleben durfte - man kann das (wie auch viele andere Dinge) nur schwer erklären. Das besondere für mich ist dabei auch, dass es kein langsamer Prozess ist - bis diese Ruhe einsetzt, sondern dass es von einem Moment auf den anderen passiert (und das in einer Phase, wo man gerade sehr sehr traurig ist).

Auch das mit dem " über die Wange streicheln" sehe ich als Zeichen (habe Änliches erlebt). Auch hier wieder blitzartig der Gedanke an den geliebten Menschen (auch wenn man gerade da gar nicht an ihn gedacht hatte) und tiefe Emotion die noch länger anhält. Leider verblassen diese Eindrücke mit der Zeit, und die Zweifel (hab ich's mir nicht nur eingebildet...) kommen wieder. Deshalb schreibe ich mir jetzt jedes dieser Erlebnisse gleich auf, solange die Emotionen dabei noch so frisch und stark sind. Ist man später unsicher, tut es gut das wieder lesen zu können.

Mach dir nichts draus, dass du dir sein Gesicht nicht richtig vorstellen kannst - du hast ja Photos. Der Tod und die Zeit davor sind so einschneidend, dass es nur verständlich ist, dass man das erst verarbeiten muss. Denn in der Zeit vor dem Tod hattest wahrscheinlich auch du nur im Kopf wie du helfen kannst, was als nächstes passiert... zum verarbeiten kommt man erst später. Aber die schönen Erinnerungen kommen wieder - sei dir sicher.

Mach dir auch keine Vorwürfe. Ich glaube es ist für deinen Mann wichtig gewesen zu wissen, dass jemand für ihn da ist, dass jemand mit ihm mitfühlt, dass er nicht alleine ist, auch wenn du (körperlich) nicht anwesend warst. Nachdenken...muss sowieso jeder irgendwie für sich alleine - das wird jedem von uns einmal so gehen. Ich glaube, das ist auch notwendig um schließlich loslassen zu können.

Auch meine Mutter war immer hoffnungsvoll (ja, naiv)was meinen Vater betraf - sogar noch einen Tag vor seinem Tod. Damals hat mich das geärgert ( ich dachte: "ja sieht sie denn nicht..."). Heute glaube ich, vielleicht hat sie ihm gerade dadurch ein Stück Normalität gegeben, seine Hoffnungen verstärkt, ein bisschen unverkrampfte "Fröhlichkeit" gegeben, weil sie sich das Schlimmste einfach nicht vorstellen konnte!?
Sieh es mal von dieser Seite.

So, und nun endlich zu deiner eigentlichen Frage (sorry, dass es so lang geworden ist):

Ich begann mit dem Buch von Dr.Raymond Moody (Leben nach dem Tod).150 Menschen, die einmal im medizinischen Sinne gestorben waren und doch überlebt haben, berichen.
Das Buch ist schon alt, gilt aber als Klassiker.

Dr.Kübler-Ross: Interviews mit Sterbenden (wobei ich die Interviews sehr interessant fand, das Phasenmodell weniger, da es für mich zu sehr verallgemeinert)

Weiters wollte ich noch lesen:
Trost aus dem Jenseits (Bill Guggenheim) - soll sehr gut sein.
Und andere Bücher von Dr. Kübler-Ross. Bin aber nicht mehr dazugekommen, weil ich im Internet hängengeblieben bin:
http://www.jenseits-de.com
Habe da mal unter Einführung: "wie alles begann" und "mein Beweis" gelesen.
Es gibt hier auch ein Trauer/Hilfe Forum. Das ganze ist aber schon ziemlich speziell und sicher nicht jedermanns Sache. (Mich hat es aber angesprochen, weil ich dort einiges wiedergefunden habe, was sich in der Zwischenzeit bei mir ereignet hat...).

Ich hoffe ich konnte dir in dieser schweren Zeit ein bisschen helfen. Wünsche dir alles Liebe und viel Kraft!
Afra
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