Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 22.08.2020, 18:59
toastbrot81 toastbrot81 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.08.2020
Beiträge: 37
Standard Mama lehnt jede Hilfe ab

Hallo zusammen,

ich bin Yvonne (38). Bei meiner Mutter (62) wurde Ende Juli Lungenkrebs mit 2 Hirnmetastasen festgestellt. Wir sind ins Krankenhaus, weil erste Wortfindungsstörungen innerhalb 1,5 Wochen sich verschlechterten und sie fast nicjt mehr reden konnte. In der Notaufnahme wurde ein CT gemacht.
Sie hat allerdings im Krankenhaus bereits alle Therapien abgelehnt einschließlich weiterer Untersuchungen.
Auf dem vorläufigen Arztbrief steht „unklare Raumforderung links mit perifokalem Hirnödem" und "CT Thorax/Abdomen: hochgradiger Verdacht auf ein Bronchialkarzinom im rechten apikalen Lappen" zudem etwas von leichter Mittellinienverlagerung. Der Oberarzt sprach von 2 Hirnmetastasen. Die Statistik sagt 3-6 Monate. Würde er vermutlich nicht, wenn es auch zB ein gutartiger Tumor hätte sein können. Eine sitzt im Sprachverstehzentrum und eins in der Nähe des Sprachzentrums.
Sie wurde dann nach 11 Tagen entlassen. Ich hatte bereits den Palliativdienst eingespannt. Sowohl Arzt als auch Pflegedienst kamen direkt am nächsten Tag. Sie hat Cortison bekommen. Schlug nach ein paar Tagen an und sie konnte wieder reden, schreiben und normal laufen.
Cortison hat sie nach 1 Woche einfach nicht mehr genommen. Sie sagt, sie bekommt davon Ohrensausen.vermutlich kommt das aber von den Metastasen.icj weiß aber auch,dass sie Cortison nicht mag.

Nun ja, seitdem sie wieder reden kann, ist sie eine andere Person. Sie wird schnell aggressiv und böse, schreit und beschimpft vor allem meinen Vater, der das alles ertragen muss. Ebenso weiss sie alles besser. ZB ist sie der Meinung, dass die palliative Unterstützung zu Hause Geld kostet. Da hilft auch normales ruhiges erklären nicht. Daher hat sie jetzt jede Palliativhilfe abgelehnt. Sie will den Palliativarzt sogar anzeigen (fragt micht nicht wieso).
Wenn man normal mit ihr redet, ist sie völlig klar und normal. Man kann mit ihr über früher reden. Aber dann kommen solche Sachen, wo die Verwirrtheit durchdringt.
Sie hat keine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht - hat sie mir nie unterschrieben. Sie sagt aber "wenn ich nen Herzinfarkt kriege, will ich ne spritze und sterben". Dass der Notarzt aber eher lebensrettend agiert ohne Verfügung Und ich eigentlich genau deswegen den Palliativdienst eingeschaltet habe, glaubt sie mir nicht. Ich weiss das ja alles nicht so gut wie sie. Normale Argumente bringen nichts. Ich würde sie bevormunden. Die Hausärztin konnte sie vermutlich auch nicht davon überzeugen.

Sie sagt mir gegenüber auch "wenn ich irgendwann in 10 Jahren tot bin" (So lange hat sie ja nicht)... sie glaubt auch nicht, dass sie Lungenkrebs hat.
Ich weiss, dass es durch die Krankheit kommt, aber mein Vater tut mir so leid zu Hause. Er kommt damit ganz schwer klar und ich kann ihm nicht helfen.

Sie ist derzeit sehr aktiv. Hat Unterlagen sortiert, hat ausgemistet. Hat mir gesagt, wo ihre wichtigsten Stücke liegen, welche Möbel was wert sind etc.
Dabei denke ich dann schon, dass sie wissen müsste, was los ist. Aber wieso lehnt sie dann palliative Hilfe ab? Die könnten ihr die Leiden, die noch kommen werden, lindern und nehmen.

Bereits km KH wurde vom Sozialdienst der Antrag auf Pflegestufe gestellt. Sie müsste schon längst einen Brief bekommen haben. Entweder ist keiner da oder soe hat ihn weggeschmissen.
Ja, derzeit geht es ganz gut, vor 2,5 Wochen mussten wir sie aber waschen.

Sie nimmt das Kortison seit ner Woche nicht mehr. Ich vermute, es müsste ihr ja bald wieder schlechter gehen. Hätte ich aber eigentlich schon längst vermutet.

Mit der Diagnose kann ich mittlerweile umgehen, mit der Situation, dass Mama keinen Palliativdienst will , nicht.
Es muss ja auch viel geregelt werden wie zB Krankenheld beantragen, wo ich ihr auch nicht helfen darf. Nur daran hängt Geld und Existenz. Das macht mich psychisch grad alles fertig. Habe jedes Mal, wenn das Telefon geht, Angst, dass zB mein Papa nicht mehr kann oder sie noch aggressiver geworden ist. Habe Angst um Papa und Angstzustände.

Wir sind nun hilflos. Zum einen was die Krankheit ansich angeht - da wird ja noch einiges kommen und sie lehnt Palliativdienst ab.
Zum anderen was diese aggressive und gereizte Stimmung von ihr angeht. Ich weiss, dass man das mit Tabletten regeln könnte, aber sie will ja nicht.

Man liest oft, dass es bei unbehandelt Hirnmetastasen auch nur 2 Monate dauern kann.
Ich ertappe mich oft beim Gedanken, dass es hoffentlich schnell geht,damit die sich nicht lang quälen muss.

Hat jemand Erfahrung mit solchen ablehnenden Patienten?

Habt ihr ähnliche Verläufe? Also erst schlecht und dann durch Cortison sehr gut? Wie schnell ging es dann wieder bergab?

Sorry für den langen Text aber danke fürs Lesen.

Geändert von toastbrot81 (22.08.2020 um 19:09 Uhr) Grund: Frage vergesseen zu stellen
Mit Zitat antworten