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Alt 07.04.2013, 12:34
rosarotmeliert rosarotmeliert ist offline
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Standard AW: untertherapiert?

Hallo Katrin,

ich finde es toll wie ehrlich du die Sachen ansprichst und zu deiner Meinung stehst... Hochachtung! Ich sehe einige Parallelen zu mir. Also, ich bin an einem Rektumkarzinom, nahe dem Enddarm erkrankt. 12cm ab Anno. Stadium 4, Darmwand durchbrochern, 13 Lymphknoten befallen. Alle Lymphknoten in diesem Gebiet entfernt. Sollte Folfox 4 plus Oxaliplatin und Bestrahlung bekommen. Im Endeffekt lief es auf nur 2 Chemos wie geplant hinaus, danach habe ich Ox... absetzen lassen. Abgesehen von Taubheitsgefühlen in den Fingern und Zehen hatte ich auch Probleme im Mund, erst wildes Prickeln, dann Anschwellen der Zunge und Schluckbeschwerden. Ich hatte meine Chemos in einer Tagesklinik, sprich ambulant. Man versicherte mir, dass wenn tatsächlich Erstickungsgefahr drohen würde, man mir schnell helfen könnte, ich es aber auch, wenn ich unbedingt will, abesetzen lassen kann. Ich habe es dann abgesetzt. Bestrahlung habe ich auch nicht gemacht. War bei der Beratung und habe einen Probedurchgang mit Anzeichnen, Erklärung etc. gemacht. Wurde hier über die Risiken aufgeklärt, was alles kaputt gehen kann (Blase, Darm, umliegenden Organe, Hernien, Haut..) und warscheinlich auch wird.. Ich habe bedingt durch mehrere Krankheitsaufenthalte und den ambulanten Chemos viele Krebspatienten kennengelernt und gesehen wie viele von denen extrem gelitten haben, OP´s erforderlich wurden etc. Bei mir wären einige dieser Komplikationen schlimmer ausgefallen, da ich extrem empfindliche Haut und Schleimhäute habe (rothaarig) und eine schlechte Wundheilung. Nach langem hin-und her haben wir uns (Onkologe und ich) gegen die Bestrahlung entschieden. Also 12 Durchgänge a 3Tage 5FU über 24 Stunden mit Pumpe. Während dieser Zeit habe ich mich mit 4 anderen Krebspatienten mit nahezu gleichen Krankheitsbild und Stadium angefreundet. Man sah sich regelmäßig während der Chemos, hat gemailt und telefoniert... Meine Freundin Gerda, 39, 2 Schulkinder, war die erste von uns - die alles überstanden hatte, wir freuten uns, sie hatte Chemos, Bestrahlung, künstl. Ausgang... Alles überstanden. 6 Wochen Pause zum Erholen. Die Leberwerte wurden besser... Jetzt der letzte bzw. vorletzte Schritt, Rückverlegung des Stomas (künstl. Ausgang), dann nach 3 Jahren ohne Krebs wäre dann noch der Port entfernt worden. Gerda starb bei der Rückverlegung ihres Stomas, weil ihr Körper nicht mehr konnte. Ich weiß, dass Krebspatienten eben auch sterben - aaaber meine "Leute" sind alle an den Folgen des Krebses bzgl. deren Behandlung gestorben. Nierenversagen, Multiplen Organversagen, "einfach eingeschlafen", bei Routine-OP verstorben... Ich weiß, dass sich viele jetzt aufregen werden. Man muss alle Chancen nutzen. Ich weiß... Aber mein Körper gehört mir. Ich wollte mein Leben leben und genießen und nicht vor mir hinvegetieren.. Das war 2009. Ich habe meine Chemos gemacht und dann mein Leben gelebt. Es ging mir gut. 2011 dann eine Lungenmatastase. OP. Keine Chemo, keine Bestrahlung. 01/2012 wieder Lungenmetastase an der gleichen Stelle. Entfernung des re. Lungenmittellappens. AHB, keine Chemo, keine Bestrahlung. Kontrolle alle 8-12 Wochen. Zur Zeit kein Rezidiv. Nächste Nachsorge in 2 Wochen. Ich lebe mein Leben. Es geht mir gut. Meine Blutwerte sind top, meine Leberwerte sind sogar wieder im Normalbereich, ich habe leichtes Übergewicht, lange Haare und sehe überhaupt nicht aus als wäre ich mal krank gewesen. Mein künstl. Darmausgang ist zurückverlegt und ich bin die Einzige von uns 5 die noch lebt und ihre Zeit seit dem Krebs auch noch relativ gut geniessen konnte. Ich war reisen, habe stundenweise-wie ich wollte-gearbeitet, mich mit Freunden und Familie getroffen etc. Ich habe mich nie aufgegeben! Ich verstehe nicht, warum viele Menschen meinen, dass man sich aufgibt, wenn man nicht alle möglichen Behandlungen zustimmt. Ich habe dies nie getan! Ich wollte es nur eben anders! Und ich glaube daran, Krebsfrei zu sein oder zu werden, es geschafft zu haben und eine nämlich "meine" richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ja! Lieben Gruß, Katja (46)

Geändert von rosarotmeliert (07.04.2013 um 21:08 Uhr)
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