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Alt 30.03.2020, 11:20
BHey BHey ist offline
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Standard Krebs in Zeiten von Corona

Auch wir sind betroffen.
Wir wissen von der Krebsdiagnose seit Mitte Februar. Seit Anfang März ist die Diagnose klar. Sigma-Karzinom mit von Metastasen zerfressenden Leber und Lunge meiner Mutter, keine 60.

Nun aber das schlimmste. Wir sind eine Familie, die schon viel gekämpft hat, die viel zusammen durchgestanden hat und plötzlich ist da Corona und das Kämpfen so wie wir es kannten, existiert nicht mehr. Meine Mutter verbringt ihre Zeit im Krankenhaus mit immer wieder auftretenden Komplikationen. Jeder Keim, jede Entzündung, jeder Infekt wird mitgenommen und wir dürfen nicht bei ihr sein und Händchen halten.

Geht es anderen ähnlich und was tut ihr, um euch zu helfen?

Im Zeitalter der Digitalisierung wäre natürlich Videotelefonie und so eine Möglichkeit, aber der gesundheitliche Zustand meiner Mutter lässt es nicht zu. Sie war doch immer eine Person, die am Strand noch Räder geschlagen hat und sich in der Popkultur sich besser auskannte als ich Anfang 30.
Nun liegt sie alleine in einer Klinik und kämpft gegen den Tod und wir können nicht da sein.

Meine Wohnung war noch nie so sauber und aufgeräumt und jedes To-Do der Selbstständigkeit was noch offen war ist abgearbeitet. Ich lese viel, ich bastel viel und doch fällt es immer wieder schwer nicht in ein Loch zu fallen. Wir sind auch als Rest der Familie viel in Kontakt und doch muss jeder für sich seinen eigenen Kampf kämpfen. Meine berufliche Existenz ist durch Corona gerade komplett pausiert und ich hoffe auf die staatlichen Zuschüsse. Meine Geschwister arbeiten plötzlich von zu Hause, mein Vater zu Hause im Homeoffice in Quarantäne, damit er sobald meine Mutter nur kurz Besuch haben darf, oder nach Hause darf ohne Ansteckung zu ihr kann.

Alle Ratgeber für Angehörigen schlagen Dinge vor, die in der jetzigen Zeit nicht in Frage kommen. Wie kann denn ein Leben so absurd werden innerhalb von 1,5 Monaten?

Wie geht es euch? Gibt es Menschen denen es ähnlich geht?
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