Thema: Hilfe!!
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Alt 18.01.2011, 19:05
tischlerin tischlerin ist offline
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Standard AW: Hilfe!!

Liebe Beate!
Das finde ich super, dass Du bei Deiner Ärztin warst, um DIR SELBST Hilfe zu holen, denn wenn man einen schwererkrankten Verwandten in der Familie hat, vergißt man oft auf sich selbst. Ja, man denkt sich, ich bin eh nicht krank, ich muss für meinen Papa da sein, stark sein, etc. Aber dass die Krankheit auch die Angehörigen stark belastet, das wird manchmal übersehen.

Was Deine Tochter betrifft - oh ja, sie hat nun eine sehr unruhige Zeit hinter sich und wahrscheinlich auch vor sich. Eventuell kannst Du auch der Lehrerin / dem Lehrer in der Schule Bescheid geben, damit er ein Auge auf Johanna wirft.
Mir hat die Broschüre Mama/Papa hat Krebs sehr geholfen, hier zum Download: http://http://www.krebshilfe-wien.at/Mama-Papa-hat-Krebs.89.0.html Zwar ist Deine Tochter nicht mit Mama oder Papa betroffen, aber es ist trotzdem eine große Hilfe, wie man mit Kindern umgehen kann. Mir half es auch viel, obwohl es für meinen Sohn "nur" der Onkel war, der sterben musste.

Mein Bruder war erst 45 Jahre alt, er starb 22 Monate nach Diagnosestellung. Seine Tochter war sein ein und alles und umgekehrt ebenfalls, meine Nichte liebte ihren Papa über alles. Ich hatte schon vor seiner Erkrankung eine enge Beziehung zu seiner Tochter / meiner Nichte, denn unsere beiden Kinder sind fast gleich alt und eher wie Bruder und Schwester als wie Cousin und Cousine. Daher traf uns der Tod noch mehr, ich habe nicht nur meinen Bruder verloren, sondern meine Nichte ihren Papa und meine Mama ihren Sohn. Aber es ist völlig egal wie alt jemand ist, es ist nie der richtige Zeitpunkt.

Aber ich bin durch diese Erfahrungen gereift und weiß mittlerweile, was echt wichtig ist im Leben. Ich weiß auch, dass die Zeit nicht alle Wunden heilt, sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.

Dass Du soweit von Deinem Papa weg bist, ist natürlich blöd, da kann man nicht mal schnell rüberschauen. Aber auch telefonieren geht jeden Tag, und die Qualität, nicht die Quantität der Besuche zählt. Du schreibst von Deiner Mutter, das heißt wohl, Dein Papa hat jemanden, der bei ihm ist und ihn begleitet, das ist gut und wichtig und auch für Dich eine Beruhigung. Auch Deine Mama sollte auf sich schauen, sprich sie mal drauf an, wenn Du Gelegenheit hast.

Glaub mir, man entwickelt unheimliche Kräfte, wenn man gebraucht wird, was immer auf Dich / Euch zukommt, behalte das Wesentliche im Auge, nutze die Zeit mit Deinem Papa bei Besuchen, Telefonaten, Briefen, Email. Und wenn es Dein Papa schafft, wovon wir erstmal ausgehen wollen, dann ist es umso besser, Du hast die Qualität der Tochter/Papabeziehung auf eine neue Stufe gestellt.

Ich drück Euch fest die Daumen, lass mal hören, wie es Deinem Papa, Deiner Tochter und Dir weiter ergangen ist.

Bis bald!

Geändert von tischlerin (18.01.2011 um 19:10 Uhr)
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