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Alt 27.07.2010, 10:30
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Meine Verlobte wurde mir gestohlen...

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Zitat von Sprachlos Beitrag anzeigen
4. Umgang mit dem Tod meiner Verlobten
Da mir anfangs alle empfohlen, moeglichst nich alleine "zu Hause" zu sitzen, treffe ich regelmaessig mit Freunden auf ein paar Bier. Ich kann sobald ich meine Freunde treffe, keine ernsten Satz mehr von mir geben. Es muss immer eine kleine Bloedelei mit dabei sein, wahrscheinlich um die tiefe, innere Trauer zu kompensieren? Dadurch merken auch die wenigsten, wie´s mir innerlich wirklich geht. Ich will meine Gefuehle nicht komplett ausschuetten, schliesslich will ich weder meine Familie noch meine Freunde belasten.

Hallo Sprachlos, hallo an alle,

ich bin ebenfalls Hinterbliebene, verlor im vergangenen Jahr meine Mama.

Was Du da beschreibst, kenne ich sehr gut. Ich selber handhabe das ziemlich ähnlich wie Du, bei den Freunden und Bekannten, aber es gibt auch "Anlaufstellen" für mich, wo diese Blödeleien und somit die Aufrechterhaltung der so tapfer errichteten Fassase mal fallengelassen werden kann.

Das, was in einem ist, gefühlsmäßig, das einem mit dem Thema nicht konfrontierten Menschen zu erklären, wäre viel zu aufwendig, schier nicht machbar und daher versucht man es oft erst gar nicht. Man will sich ja verstanden fühlen, wenn man schon über den für einen selber wichtigsten Menschen redet. Das reißt man nicht mal eben so an und lässt Einblicke in die eigene Gefühlswelt zu, um hinterher zu spüren, dass das Gegenüber (glücklicherweise, ob der noch nicht gemachten Erfahrung) sich zwar bemüht, aber dennoch nicht nachvollziehen kann.

Ich blödel auch viel rum, wahre den Schein, werde von meiner Umwelt oft als "gut drauf" empfunden, ja...so war ich auch vorher, als Mama noch lebte. Aber mit einem Mal, da ist einfach alles anders. Ich hab 35 Jahre lang, meine Mutter an meiner Seite gehabt und kann nicht fix sagen, nach einem oder zwei Jahren, da ist die Welt wieder wie vorher. Das wird sie nie wieder sein und ich setze mich dahingehend auch zeitlich überhaupt nicht unter Druck. Warum auch?! Ich spüre selber, dass meine Trauer sich verändert, die Intensität manchmal ganz arg überkommt, aber es gibt Tage, da geht es.

Ich selber mach mir so meine "Traurigkeitsskala", wo ich für mich selber gedanklich einordne. 1 ist super und 10 total beschissen. Momentan lieg ich bei einer guten 4. Es geht zur Zeit.

Was ich wichtig finde ist, dass man einige Menschen hat, die einen wirklich verstehen, die Anteil nehmen. Ich habe so Menschen in meinem Umfeld zu denen ich guten Kontakt pflege. Auch Menschen hier aus dem Forum, die ein ähnliches Schicksal teilen und bei denen ich mich verstanden fühle !

Als Mama so krank wurde, meine Verlustangst so übermächtig groß, dass ich nahezu nicht mehr in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen, wandte ich mich an eine Trauerbegleiterin. Das war für mich persönlich auch hilfreich.

Für mich selber ist es noch lange nicht "wieder gut" und wiegesagt kann und wird es das auch niemals sein, weil sich die Dinge eben grundlegend geändert haben. Ein Besuch beim Arzt brachte mir seinerzeit, außer einem Rezept für ein Antidepressivum nicht wirklich viel. Anzuwenden, bei krankhafter Traurigkeit, stand drinnen. Krankhaft wäre es für mich gewesen, wenn ich angesichts der ganzen Schxxxe nicht traurig gewesen wäre.

Vielleicht hilft es Dir, wenn wir alle uns hier weiterhin austauschen. Ich persönlich kann oftmals aus der Vielzahl von Beiträgen profitieren und für mich selber Positives ziehen (okay, der Link, der unterdessen entfernt wurde, der gehört eindeutig nicht zu den hilfreichen Dingen für mich persönlich, wiegesagt).

Liebe Grüße

Annika
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