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Alt 30.08.2012, 10:03
theresa_n theresa_n ist offline
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Registriert seit: 28.11.2011
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs im fortgeschrittenen Stadium

Hallo Tanja,

eine Diagnose wie diese ist immer ein großer Schreck , und um das zu verarbeiten, braucht man Zeit -der Betroffene ebenso wie die Angehörigen.
Deshalb zuerst einmal viel Kraft an deinen Vater, dich und deine Familie.
Kopf hoch! Natürlich ist diese Krebsart eine ernste Sache, keine Frage. Aber Statistiken sagen nur aus, was im Durchschnitt von zum Beispiel 1.000.000 Betroffenen geschieht. Sie haben keine Aussagekraft für einen einzelnen. Ich finde es gut, dass eure Ärzte das berücksichtigen und dementsprechend auch keine Prognose von sich gegeben haben. Denn blöderweise ist es manchmal so, dass sich Patienten an das halten, was ihnen ihr Arzt gesagt hat, wie bei einer selbsterfüllenden Prophezeiung.
Lasst euch also nicht irre machen, und genießt die gemeinsame Zeit! Die war nämlich auch schon vor der Erkrankung deines Vaters mit einem Ablaufdatum versehen, man denkt ja immer nur, man hätte einander noch ewig.
Was die unangenehmen Nebenwirkungen der Chemo betrifft, so hast du sie so beschrieben, wie ich sie auch kenne:
  1. Müdigkeit (Fatigue): direkt nach der Chemo, oder auch mit ein bis zwei Tagen Abstand, für mehrere Tage, und immer länger, je mehr Chemos gemacht wurden. Mir geht es dann meistens so, dass ich von 7h bis 11h morgens "in fünf Minuten" aufstehe. Oder um 13h Durst bekomme und um 15h noch immer überlege, ob ich mir jetzt ein Glas Wasser hole
  2. Erinnerungsschwierigkeiten: kenne ich auch, mein Mann zieht mich immer damit auf, wenn ich ihm von einer totalen Neuigkeit berichte und er nur darauf meint "weiß ich schon, das hast du mir vor 20 Minuten schon mal erzählt"
  3. Zahn- und Zahnfleischprobleme: hab ich auch immer wieder. Besser wurde es, seit ich mir angewöhnt habe, nach jeder Mahlzeit die Zähne zu putzen (mit der weichsten Zahnbürste, die ich auftreiben konnte) bzw. zumindest den Mund auszuspülen (es gibt da auch eine medizinische Mundspülung, die schmeckt nach Bitterorangen und heißt Glandomed -kann ich empfehlen). Ganz verhindert man es dadurch nicht, aber es wird deutlich besser.
  4. Einzig Pilzbefall im Mund ist mir bisher erspart geblieben. Euer Onkologe kennt das aber sicher und hilft euch weiter.

Ich hoffe ich kann dich so ein bißchen beruhigen. Da dein Vater eine Chemo mit Platin bekommt, soll er darauf achten, dass er vorallem während der Chemogabe und auch in den Tagen danach genug trinkt, damit er seine Nieren schont. Das haben euch die Ärzte aber sicher auch schon gesagt, oder?
Mein Psychoonkologe meint, man könne die Chemo damit vergleichen, dass man ins Bauhaus geht, dort eine große Dose Lack kauft und die dann auf ex trinkt. Das triffts doch ganz gut, meine ich. Vielleicht kann dein Vater auch drüber lachen?
Sag ihm liebe Grüße von mir, er soll es sich -soweit es geht- richtig gut gehen lassen!
Ich wünsche euch das allerbeste,
alles Liebe,
theresa
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