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Alt 29.11.2014, 15:09
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: OP oder nicht?

Meine liebe Geli,

all diese Schritte sind mir noch so gegenwärtig - aber es ist doch schon 1 Jahr her, dass ich sie gegangen bin.

Schwere Schritte. ich weiss das.
ich habe ein paar kleine vorschläge, was mir damals geholfen hat. Recht profan, aber ich weiss, dass es manchmal auch die profanen Dinge sind, die ein wenig lindern.
Für diese ganzen Kündigungsschreiben: mach das am besten per Mail und schreib Dir einmal ein Musterschreiben, das Du dann immer wieder benutzen kannst. Für alle Kündigungen: musst du die Sterbeurkunde einscannen und im Anhang mitschicken. Bitte dabei um schriftliche Bestätigung der Kündigung.

Mir hat es geholfen, das zu bündeln. Zu sagen: heute mache ich das 1 vormittag lang. 4 Stunden, dann ist Schluss. Und nicht jeden Tag 2 oder 3 Sachen davon. Sondern nur 1 oder 2 Mal in der Woche. Dann reißt Du nicht täglich an den Wunden.

ich hatte eine Liste, was ich tun und schreiben muss. Die Haken dahinter, wenn ich mal einige auf einmal abgearbeitet habe, haben mir Mut gemacht: so viel hast du schon geschafft - Mama wäre stolz auf dich.
aktive Selbsttröstung sozusagen.

Verschiebe die Hausentscheidung so weit das geht. im MOment kann dein Herz keine klaren Signale senden, ob Du es nicht willst oder willst. Verkauf es nur, wenn Du dir absolut sicher bist. Vielleicht ist eine Vermietung auch ein Lösung. Dann kommt Geld rein und Du kannst damit den Kredit der anderen Wohnung abzahlen. nur so als Idee.

Nachbarn:
ich bin eine Freundin klarer Worte. Ich würde hingehen und sagen, dass es schon schwer genug ist, beide Eltern verloren zu haben. Dass Du so gut es geht, dich der Verantwortung stellst. Und ganz wichtig: ich würde direkt sagen, dass Dich die Worte verletzen und Sie das nicht sagen sollen - die Trauer ist schon schwer genug.

Ich kenne das auch, allerdings gemeinerweise innerhalb der Familie von der Schwester meiner Mutter und von meiner Cousine. ich habe ihnen dann mal eine Mail geschrieben, dass mich ihre Worte verletzen und sie das bitte bleiben lassen sollen. Danach ging es mir besser - gebracht hat es nur mäßig etwas.

So, und dann noch etwas:
ich selbst konnte irgendwann dann alleine nicht mehr weiter und habe Dinge in der Erbabwicklung an meinen Mann delegiert. Das hat mir unheimlich viel geholfen. Er macht das super und ich bin ihm unendlich dankbar dafür.
Überlege mal, ob das eure Beziehung noch hergeben könnte. Für Außenstehende sind diese Schreiben meist gar nicht so schwer für ienen selbst. Dafür würde sich sowas wie ein Nachsendeantrag oder die Telekomkündigung oder die Autoversicherung oder sowas gut eignen ....

Am besten machst du ALLES schriftlich mit einem Bestätigungswunsch - z.B. an Kliniken etc. wegen REchnungen. Dann MÜSSEN die reagieren. Das fuktioniert viel besser und gibt Dir die Möglichkeit es genau dann zu tun, wenn DU das beschliesst. Siehe oben .... Bündeln auf bestimmte Zeiten.

Als ich jetzt im Krankenhaus lag, traf mich die Verlassenheit ohne Eltern sein zu müssen, auch wieder mit voller Wucht. Es ist so sschwer. vor allem in schweren Zeiten. ist das einzige, was ich dir schicken kann und noch eine kraft spendende
(neben meiner Banal-Tipps )

Liebe Geli,
alles Liebe und einen guten ersten Advent für dich und deinen Sohn
Birgit
(die noch kaum am Rechner sitzen kann )
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