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Alt 31.07.2002, 17:13
Gast
 
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Standard die letzten Stunden

noch eine Petra..
Seit mein Vater am 29.12.00 gestorben ist, komme ich immer wieder auf diese Seite zurück. Und auch nach mehr als 1,5 Jahren ist es immer noch / immer wieder schlimm von all diesen Schicksalen zu lesen, an alles erinnert zu werden. Auf der anderen Seite aber auch tröstlich zu wissen, daß man nicht alleine ist.
Wenn ich so von euren Abschieden lese, werde ich manchmal fast ein bißchen neidisch. Uns bliebt ein wirklicher Abschied verwehrt, und manchmal denke ich, daß ich deshalb auch nicht wirklich loslassen kann. Mein Vater ist genau drei Monate nach der Diagnose Darmkrebs gestorben, er hatte schon Metastasen im Gehirn und in der Lunge. Trotzdem hatten wir die Hoffnung, daß ihm zumindest noch die von den Ärzten "angekündigten" 12-18 Monate bleiben würden. Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, wie das Ende wohl aussehen würde, ob er noch sehr leiden müßte usw. Und dann kam alles ganz anders - am Tag nach seiner 2. Chemo hatte er plötzlich Herzprobleme, die vorher nie da waren. Man hat ihn behandelt, Medikamente gegeben, und am Abend hieß es dann, das EKG sehe wieder ganz gut aus und er könne wahrscheinlich am nächsten Morgen nach Hause. Meine Mutter war bis 19.00 Uhr bei ihm und ich habe noch danach mit ihm telefoniert. Und dann der Anruf von meiner Mutter mitten in der Nacht, den ich wohl nie vergessen werde. Mein Vater war gegen 23.00 Uhr zur Toilette gegangen und ist dort zusammengebrochen und gestorben - wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Erst etwa eine Stunde später hat ihn die Nachtschwester gefunden und meine Mutter angerufen. Die Vorstellung, daß er auf diese Weise sterben mußte läßt mir keine Ruhe. Auch wenn uns alle sagen, daß es sicher alles sehr schnell ging und ihm vermutlich viel Leid, das ihn im Verlauf der Krebserkrankung noch erwartet hätte, erspart geblieben ist. Manchmal ist das ein kleiner Trost, aber daß wir uns nicht von ihm verabschieden konnten ist verdammt hart.
Durch meine Arbeit, meinen Mann usw. bin ich natürlich abgelenkt, trotzdem hat sich mein Leben seither sehr verändert. Auch wenn der Schmerz im Laufe der Zeit etwas nachläßt, denke ich doch an jedem einzelnen Tag an meinen Vater und daran was er in seinen letzten drei Monaten mitmachen mußte. Es ging alles so schnell, Einweisung ins Krankenhaus, Hirnoperation, Suche nach dem Tumor, Darmoperation, Chemo... Zum Nachdenken und Reden blieb uns kaum Zeit; auch wenn wir immer bei ihm waren, waren wir doch selbst so verwirrt und überfordert, daß wir ihm wahrscheinlich keine große Hilfe waren. Im Gegenteil, er hat uns noch Hoffnung gemacht, obwohl er selbst oft Tränen in den Augen hatte.
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