Einzelnen Beitrag anzeigen
  #33  
Alt 12.03.2013, 22:47
edith57 edith57 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2010
Ort: Österreich
Beiträge: 655
Standard AW: du fehlst so sehr...

Hallo ihr Lieben,

Da bin ich wieder - zurück aus meinem ersten "Single-Urlaub" - gesund und um eine wertvolle Erfahrung reicher: ich bin allein zurecht gekommen!

Doch der Reihe nach:
Im Hotel angekommen habe ich mich zuallererst über ein riesengroßes Zimmer mit 2!!! Doppelbetten für mich allein gefreut und dann festgestellt, dass es genau dasselbe Zimmer ist wie wir es bei unserem ersten Besuch in diesem Hotel vor 5 Jahren hatten, nur 2 Stockwerke höher. Was für ein Zufall bei über 400 Zimmern im Hotel.

Dann bin ich zum ersten Abendessen in den Speisesaal geschlichen und habe sofort gemerkt, dass noch fast das gesamte Personal da ist wie vor 3 Jahren bei unserem letzten gemeinsamen Urlaub dort. Ich hab mich an irgend einen freien Tisch gesetzt und unser Lieblingskellner ist sofort erfreut auf mich zugelaufen, hat mir die Hand geschüttelt, mich herzlich willkommen geheißen und gefragt, wo mein Mann ist. Und dann sind die Tränen schon gelaufen und ich habe ihm gesagt, dass ich allein hier bin, dass mein Mann leider nie wieder kommen wird, weil er vor 3 Monaten gestorben ist.

Der nette Kellner war total entsetzt und konnte irgendwie nicht damit umgehen. Er hat nur gemurmelt, dass es ihm leid tut und dann ist er vom Tisch gegangen, hat einen jungen Kollegen geschickt und in den nächsten 60 Minuten einen großen Bogen um meinen Tisch gemacht, was mir sehr weh getan hat.

Und dann habe ich festgestellt, dass ich offensichtlich der einzige Single-Gast in diesem Hotel bin, denn ich habe die ganze Woche nur Paare und Familien gesehen. Dass wohl nicht viel Alleinreisende dort sein werden, habe ich allerdings schon vorher gewusst, das ist eben kein Clubhotel, sondern eines für ältere Ehepaare. Nun jedenfalls habe ich mich total verlassen und einsam gefühlt und war an diesem Abend froh, dass ich nur 1 Woche gebucht habe. Ich bin nach dem Essen auf mein Zimmer und hab mich in den Schlaf geheult.

Am nächsten Morgen wurde ich auf meinem Balkon von strahlendem Sonnenschein, milder Temperatur und einem atemberaubenden Ausblick aufs Rote Meer empfangen. Ich habe versucht, dass alles nicht nur mit meinen Augen, sondern auch mit den Augen meines Mannes zu sehen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er wirklich da ist, was mir ein warmes Glücksgefühl beschert hat.

Dann bin ich zum Frühstück gegangen und siehe da: "unser" Kellner hatte sich wieder gefangen, hat mich gleich an einen freien Tisch geleitet und hat sich fortan den ganzen Urlaub rührend um mich gekümmert, wenn gleich er auch mit keinem Wort mehr von meinem Mann gesprochen hat. Trotzdem habe ich mich durch seine Fürsorge fortan sehr viel wohler gefühlt im Speisesaal - allein unter lauter glücklichen und vielleicht auch nicht so glücklichen Paaren.

Ab dem 3. Tag habe ich dann angefangen, den Urlaub zu genießen. Bis auf einen bewölkten Tag war die ganze Woche wunderbares Wetter mit Temperaturen zwischen 28 und 31 Grad und 23 Grad warmem Meer, welches zum Schwimmen und Schnorcheln eingeladen hat.

Ich habe sehr ruhige Tage verlebt, viel gelesen, lange Strandwanderungen gemacht und habe ganz bewusst Erinnerungen herauf beschworen. Ich bin die gleichen Wege gegangen wie mit ihm, habe den Tagesablauf so gestaltet wie mit ihm, habe alles so gemacht, als ob er mit dabei wäre. Ich habe 2 Liegen unter meinen Sonnenschirm gezogen und habe mich wie immer auf die auf der rechten Seite gelegt.

Und mehr als einmal habe ich - nachdem ich nach einem kurzen Strand-Nickerchen erwacht bin - als erstes zur anderen Liege hinüber geschaut um zu sehen, was er gerade macht, um dann - von einem schmerzhaften Stich ins Herz getroffen - wieder zurück zu sinken und eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen.

Aber es war sehr heilsam für mich. Ich hatte immer das Gefühl, dass er da ist und wie auch zuhause habe ich ihm ständig alles erzählt und ihn an allem teilhaben lassen.

Und ich habe zuhause noch extra einen Plexiglas-Fotorahmen gekauft, damit ich auch im Urlaub sein Foto neben mein Bett stellen kann. Und jeden Abend, wenn ich das Foto zu mir genommen und ihm einen Gute-Nacht-Kuss gegeben habe, ist ein ganz warmes Gefühl durch mich hindurch geströmt und hat mich glücklich gemacht und mir erstaunlich erholsamen, guten Schlaf gebracht.

Und gegen Ende der Woche hatte ich dann plötzlich die Gewissheit, dass ich es durchaus noch einige Tage so aushalten würde, weil ich eine ganz starke Verbundenheit mit ihm an diesem für uns ganz besonderen Ort gespürt habe.

Und so kann ich jetzt - wieder glücklich zuhause gelandet - mit Gewissheit sagen, dass ich froh bin, dass ich diese Reise gemacht habe. Es hätte mich nie in Ruhe gelassen, wenn ich meinem Bauchgefühl nicht gefolgt wäre. Jetzt habe ich gesehen und gespürt, dass es zwar viel schwerer geworden ist, aber dass es immer noch schön ist und dass er mich nie verlassen wird. Er hat mich nach Ägypten begleitet und er wird mich überall hin begleiten - und das macht mich glücklich

Liebe Grüße
Edith
__________________
mein Mann:
NSCL ED 21.10.2010
nach langem Kampf ins Licht gegangen am 30.11.2012
für immer in meinem Herzen

http://www.youtube.com/watch?v=ibREmAkEgJo
Mit Zitat antworten