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Alt 29.12.2010, 22:40
Deryl Deryl ist offline
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Registriert seit: 09.11.2010
Ort: Linz/Österreich
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Standard AW: Palliativstation

Zuerst muss ich mal ein kleines Missverständnis aufklären: Ich bin der Sohn, nicht die Tochter. Aber ist ja mit den Pseudonymen im Internet nicht so leicht, das versteh ich.

Die Geburtstagsfeier war toll! Das Personal hier war phantastisch! Sie haben uns einen Aufenthaltsraum auf der Station zur Verfügung gestellt, hübsch dekoriert, sogar ein großes Geburtstagsplakat für meine Mutter gemalt. Für Gläser gesorgt und was wir sonst noch brauchten. Während der Feier, zu der nur die engsten Freunde und Verwandten (ca. 15 Leute) eingeladen waren, kam dann das gesamte Personal von der Hilfsschwester bis hin zum Oberarzt (!) rein und hat meiner Mutter ein Ständchen gesungen. Jeder hat ihr persönlich gratuliert und ein paar aufmunternde Worte für sie gefunden. Ich wiederhole mich zwar, aber ich sag's noch mal: Dass es solche Menschen gibt, ist ein wahrer Segen!

Leider ging es dann mit dem Gesundheitszustand meiner Mutter bergab. Es war, als wäre der Geburtstag noch etwas gewesen, worauf sie "hingearbeitet" hat. Ich wusste, auch Weihnachten war ihr noch wichtig, aber eben nicht mehr in dem Ausmaß.

Zum Heiligen Abend: Am Geburtstag sah es noch so aus, als könnten wir mit meiner Mutter am Heiligabend für ein paar Stunden nach Hause fahren. Am 23. stand jedoch fest, dass das nicht mehr möglich sein würde. Allerdings gab es auf der Station eine Weihnachtsfeier am Gang neben dem Christbaum, die diensthabenden Schwestern versammelten die Patienten, die an der Feier teilnehmen wollten, samt ihren Betten oder Stühlen am Gang, spielten Gitarre und sangen, hatten sogar eine kleine Blaskapelle organisiert. Es war ein sehr feierlicher, aber auch wehmütiger Augenblick. Meine Mutter lag in ihrem Bett am Gang und sang nach Kräften mit.

Dies sind aktuelle Schilderungen dafür, wie hier mit Patienten umgegangen wird. In meinen Augen ein beispielloses Verhalten! Ich bin froh, dass wir diesen Schritt getan haben, trotz anfänglicher Bedenken, vor allem seitens meiner Mutter (unwissend wie man ist setzt man eine Palliativstation schnell einem "jetzt wird's endgültig zum Sterben" gleich). Wir Angehörigen sind stets in allem mit eingebunden. Gestern hat sich eine Schwester, die nicht im Dienst war und kurz hereingeschaut hatte, in "Zivil" extra von meiner Mutter verabschiedet, weil sie erst nach Slyvester wieder Dienst haben würde.

Abschließend kann ich noch erzählen, dass sich der Zustand meiner Mutter ab dem 25.12. rapide verschlechtert hatte. Gestern wurde ihre Zimmernachbarin umquartiert, damit sie das Zimmer allein haben kann ... der Anfang vom Ende hat begonnen, nun heißt es Abschied nehmen. Ich schlafe nun seit gestern hier im Krankenhaus im Zimmer meiner Mutter, ich möchte ihr beistehen und will, dass sie weiß, dass ich da bin. Auch dieser Fall ist hier eine Selbstverständlichkeit. Ich bin kein Störfaktor, sondern ein wichtiger Bestandteil für das Wohlbefinden des Patienten, genauso wird es hier gesehen.

Eben erst hab ich von der diensthabenden Nachtschwester einen Kaffee serviert bekommen, damit ich die Nacht leichter überstehe.

Hm, ist nun etwas lang geworden, aber ich möchte eben, dass man sich ein richtiges Bild machen kann.

Geändert von gitti2002 (29.01.2011 um 13:44 Uhr) Grund: Klinikname
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