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Alt 20.10.2009, 10:31
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Rudolf Rudolf ist offline
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Registriert seit: 07.05.2003
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Standard AW: Krebs als Chance

Hallo Stefan,
nachdem ich von Dir nur Vorwürfe wahrgenommen habe, du aber andererseits eine sachliche Debatte willst, habe ich mir die Frage erlaubt, welchen konstruktiven Beitrag du denn leisten möchtest, weniger zum Umgang mit Krebs, sondern zum Thema hier.
Die Sache mit meinem Bruder steht an anderer Stelle.
Das, was du als „Krebspersönlichkeit“ beschreibst, meine ich nicht. Es geht eher in Richtung „pessimistische Lebenseinstellung“. Ich möchte aber hier nicht weiter darauf eingehen. Es sei denn, es wünscht jemand.
Im übrigen:
Rauchen kann zu Krebs führen, Lungenkrebs, Nierenkrebs u. a.
Kein Raucher muß Krebs bekommen.
Auch Nichtraucher können Krebs bekommen:
- meine 1. Schwiegermutter 1980 Lungenkrebs,
- ich 2000 Nierenkrebs.
Das Forumsthema ist hier ja
Positive Erfahrungen und Gedanken.
Hier fand ich u. a. den letztlich sehr schönen Bericht einer Frau, deren Mann an Krebs starb, als sie 39 J. alt war. In ihrer Trauer und vielleicht auch Enttäuschung oder Wut sagte sie: mir kommt kein Mann mehr ins Haus, jeder würde im Vergleich mit IHM schlechter abschneiden. Und dann, keine zwei Jahre später, schickte sie ihrer Freundin per SMS ihre neue Handynummer. Diese kam nie an, aber abends rief ein Mann bei ihr an. Sie telefonierten, telefonierten . . . und wenige Wochen später trafen sie sich erstmals. „Ich lebe wieder, ich liebe wieder, ich kann wieder lachen,“ schreibt sie begeistert.
Kann man sich an diese Freude nicht anschließen?
Die Trauer um ihren Mann wird vielleicht nie ganz enden, aber daneben kann neues Leben sich entfalten.
Das Unterthema heißt
Krebs als Chance,
als Chance zu irgend etwas.

Diese Chance kann sich kaum auf den Krebs selbst beziehen, wie die Chance zur Heilung.
Diese Chance auf körperliche Heilung liegt außerhalb des Krebses. Vielleicht in Arzneimitteln, vielleicht in dem, was man Glauben nennt, vielleicht in einer Spontanheilung oder einem Wunder.
Krebs als Chance
bezieht sich auf etwas, das
trotz Krebs möglich ist oder
mit Krebs oder vielleicht sogar erst
wegen des Krebses.
Sicher ist, daß zahllose Betroffene und auch Angehörige ihren Blick auf das Leben und auf die Welt verändern. Der Tod rückt plötzlich ins Bewußtsein, die Endlichkeit des Lebens.
Du beschreibst es ja selbst. Schwerpunkte ändern sich.
Mancher wird religiös oder spirituell, ein anderer philosophisch.
Und mancher ändert nur seinen Speiseplan.
Mancher setzt sich andere Lebensziele als bisher.
So habe ich Stephans Beiträge verstanden, als Wunsch.
Weisheit und Liebe als erstrebenswertes Ziel.
Das ist etwas, zu dem man viele Jahre braucht.
Und niemand wird je sagen: ich bin angekommen.
Nicht jeder hat die Chance, die Stephan beschreibt.
Aber denen, die sie haben, kann man sie ja nicht vorenthalten oder verbieten.
Für mich ist das ganze Leben ein Lernvorgang. „Reif werden zum Tode“ ist der Titel eines Buches von Elisabeth Kübler-Ross.
So verstehe ich mein Leben. Es ist ein langer Weg, er kann schmerzhaft sein, seelisch und körperlich.
Vor etlichen Jahren fiel mir ein Büchlein in die Hände: „Mein Freund der Krebs.“
Der Titel scheint absurd, aber der Autor schreibt darin nichts über Krebsart, Behandlung, Erfolge. Er beschreibt ausschließlich Gedanken und Verhalten, zu denen er und auch seine Frau angeregt werden. Und bezeichnet dies als Geschenk eines Freundes, meint aber auch, daß ein Freund wissen sollte, wann er zu gehen hat. Über den Autor habe ich nichts finden können. Ich habe den Eindruck, daß er nicht lange überlebt hat und daß seine Frau diesen Text, der in Form eines Briefes an sie geschrieben ist, posthum veröffentlicht hat, als Vermächtnis.
„Entscheiden Sie sich für das Leben,“ sagte die Psychologin zu einer Frau, die gerade ihre deprimierende Diagnose erhalten hatte und sehr verzweifelt war. Ihr war es außerordentlich hilfreich. Ich stelle mir auch vor, daß diese Psychologin sehr wohl weiß, wem und wann sie es sagen kann und wem nicht.

Ist dies ein Einzelfall? Vielleicht.
Jeder Krebs ist ein Einzelfall, so wie jeder Mensch.
Ich möchte das respektieren, jeden Menschen einzeln in seinen Nöten, Hoffnungen und Freuden.
Ich grüße Dich,
Rudolf

Geändert von Rudolf (20.10.2009 um 10:43 Uhr)
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