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Alt 08.01.2019, 12:01
Erzsi Erzsi ist offline
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Standard AW: fühlen sich so knochenmetastasen an?

Liebe Sybilein,

Mein Arzt hat mir damals relativ brutal gesagt, dass ich aus zwei Gründen nicht googeln soll:
1) Ich kann die Informationen nicht richtig einordnen.
2) Ich lese Betroffenenberichte ohne die Geschichte zu kennen.

Er hatte recht. (Auch wenn ich das damals total arrogant fand....) Die Medizin entwickelt sich so schnell, dass Informationen, die nur ein Jahr alt sind, schon überholt sein können. (Seitdem ignoriere ich alle Fachartikel, die älter als ein Jahr sind )

Zu 2) Eine Freundin von mir ist genau ein Jahr vor meiner Diagnose an TN-BK gestorben. Das hat mich lange Zeit total fertig gemacht. Bis ich irgendwann mit einer gemeinsamen Freundin gesprochen habe - die Verstorbene hatte von Anfang an Metastasen. Was ich sagen will: mir hat es total geholfen zu verstehen, dass ich mich nicht mit anderen vergleichen kann, weil ich deren Diagnosen und Prognosen nicht kenne. Miriam Pilhau hat mich zum Beispiel regelrecht in den Wahnsinn getrieben. Ich dachte immer, dass irgendwann jemand zu mir sagt, dass es aufwärts geht und ich drei Wochen später tot bin. Ich war so paranoid, dass ich nur mehr gegoogelt habe, ob ich Details zu ihrer Erkrankung finde (Hormonstatus usw.)… Als würde das irgendetwas aussagen.

Ich habe mir dann eine Liste von Frauen gemacht, von denen ich wusste, dass sie Brustkrebs überlebt haben (teilweise sehr lange schon). Und die Liste habe ich mir jedes Mal angesehen, wenn ich ausgeflippt bin. Und dann hab ich mir gesagt: "Du bist Kylie Minogue und nicht Miriam Pielhau. Punkt."

Oder ich habe mich hier im Forum auf den Mutmachthread konzentriert. Vorher hatte ich manchmal den Eindruck, dass man zu 100% Metastasen bekommt und bald stirbt. Weil eben häufig diejenigen schreiben, bei denen es nicht gut gegangen ist. Irgendwann hab ich ganz kleinlaut bei der Bestrahlung gefragt, ob die Oberärztin dort auch schon Patienten hatte, die nach der Bestrahlung nicht mehr wiedergekommen sind. Die hat mich ganz verwundert angesehen und gemeint: "Die Meisten. Die kommen nicht wieder, weil alles gut ist." Ich bin nach dem Gespräch eine Viertelstunde auf dem Krankenhausparkplatz herumgestanden und habe geweint. Vor Erleichterung und Freude.
Versuch Dir einfach vor Augen zu halten, dass man meistens eher die negativen Dinge liest, weil kaum jemand nach 20 Jahren regelmäßig in einem Forum postet, dass es ihm gut geht. (Schon weil es damals die Foren noch nicht gab....) Ich habe mal gehört, dass sich zB hauptsächlich unzufriedene Kunden bei Unternehmen melden. Positives Feedback gibt kaum mal jemand. Und das habe ich auf meine Situation umgelegt. In Foren, in Blogs melden sich vermehrt Menschen, die (wieder) in schwierigen Situationen sind. Und das kann ein wenig den Blick auf die Krankheit verzerren. Weil man eben eher das Negative sieht. Aber ganz objektiv sprechen die Statistiken für uns. Ich weiß, wie verdammt zynisch das manchmal klingt, aber wir müssen positiv denken. Wir müssen davon überzeugt sein, dass wir diejenigen sind, die auf der "guten Seite der Statistik" sind. Das ist nämlich die Mehrheit der betroffenen Frauen!

Lies den Mutmachthread - der ist wunderbar. Menschen, die mehr als 10 Jahre nach Erkrankungen schreiben, dass es ihnen gut geht. (Und die teilweise zu einer Zeit behandelt wurden, als es eine Chemo für alles gab und aus. Die Medizin hat sensationelle Fortschritte gemacht in der Zwischenzeit.)

Alles Liebe

Erzsi
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