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Alt 26.01.2003, 21:06
Gast
 
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Standard Wünsche für Michi

Hallo ihr Lieben!
Ich überlege schon seit dieser Thread eröffnet wurde und ich gesehen habe, wieviel Menschen hier schon rein geschrieben haben, wie ich mich für eure netten und einfühlsamen Worte bedanken kann. Noch immer bin ich zu keiner Lösung gekommen. Ich tue mir im Moment einfach schwer hier ins Forum etwas reinzusetzen, was mit meinen Gefühlen zu tun hat, da ich schon einmal sehr verletzt wurde, als ich das getan habe. Es hängt mir immer noch sehr nach, obwohl ich aoch auch sehr viel Zuspruch bekommen habe. Ich versuche das zu verdrängen, aber so recht gelingen will mir das leider nicht...es ist für mich allgegenwärtig. Wisst ihr, wenn man sich so sehr offenbart...und das habe ich getan, und dann bekommt man auch nur eine negative Reaktion, dann tut das einfach nur weh. Ich kann mit Kritik umgehen, wenn sie berechtigt ist. Wenn dem aber so ist, dass es keine Grund gibt etwas zu bemängeln, dann ist das schlimm, zumindest für mich. Aber egal, das gehört eigentlich nicht hierher...ich habe nur versucht, euch meine Beweggründe zu erklären, warum ich solange nicht geantwortet habe. Ob das so angekommen ist, weiss ich natürlich nicht.

Einige von euch haben mein doch sehr extremes Tief vor ein paar Tagen im Chat mitbekommen, obwohl ich eigentlich nur rein kam, um mich abzulenken. Vorher ist mir das eigentlich fast immer gelungen, an diesem Abend leider nicht. Ich wollte euch auf keinen Fall in irgendeiner Weise belasten und wenn ich das getan habe, dann tut mir das von Herzen leid. Aber als mich Heike und die anderen die auch im Chat waren an diesem Abend fragten, was los sei und ich zu ehrlich bin, um zu lügen, brach dann doch alles aus mir heraus. Es ist schon seit 2-3 Monaten so, dass ich diese Tief bemerkte und auch, dass es für mich immer schwerer wird aus diesem Tief heraus zu kommen. Jetzt habe ich ein Level erreicht, an dem es mir unmöglich ist, dort heraus zu kommen. Ich weiss, dass ich eine wunderbare Familie habe, für die es sich lohnt zu kämpfen und auch, dass ich tolle Freunde habe, die teilweise nur darauf warten, dass ich mich an der Hand nehmen lasse, aber ich weiss nicht, ob ihr versteht, wie das ist...um jeden Tag, manchmal sogar um jede Stunde zu kämpfen mit der Aussicht, dass es sowieso nicht besser wird...nicht besser werden kann. Ich habe gekämpft wie eine Verrückte und ich sehe kein Licht...kein Erfolg...kein Ende! Ich kann mich mittlerweile nicht mehr an meiner Familie hochziehen, wie man das so schön sagt, da es nur noch weh tut, sie anzuschauen...zu wissen, dass ich nicht alt werde mit meinem Mann...dass ich meine Kinder nicht aufwachsen sehe! Die Freunde, die ich durch meine Krankheit kennengelernt habe, tun mir sehr gut und ich bin froh und dankbar, sie zu kennen, aber ich denke mir immer öfter, dass es mir nicht vergönnt sein wird, lange an diesen Freundschaften zu zehren und ich zehre sehr von ihnen, auch wenn man das zur Zeit nicht sonderlich merkt.
Mein Mann hat vor kurzem zu einem Freund gesagt, dass ich mich scheisse verhalte, um ihnen (meiner Familie) den Abschied von mir leichter zu machen und wisst ihr was? Er hat Recht! Ich bin in meinem Verhalten ein sehr agressiver, uneinsichtiger und böser Mensch geworden und das ist mir mehr wie bewusst. Ich mache meiner Fmilie bewusst weh...und eigentlich bin ich ein sehr friedliebender Mensch. Aber es ist mittlerweile so, dass ich nicht mehr will. Ich bin nur noch müde...des Lebens müde. Für mich macht es keinen Sinn mehr zu kämpfen...all dieses Zeug in mich reinzuschütten, am Morgen aufzuwachen, wenn ich denn überhaupt mal mehr wie 2-3 Stunden geschlafen habe, und aufzustehen...ich funktioniere nicht mal mehr richtig. Ich weiss, dass ich geschrieben habe, dass es ein Geschenk ist, neben meinem Mann aufzuwachen...dem ist aber jetzt nicht mehr so. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, wie zu schlafen...immer. Nicht mehr aufwachen, das wäre schön...ich würde mir und allen voran meiner Familie sehr viel ersparen...Schmerz, Leid und Trauer. Der Gedanke daran, dass sie mich hinsiechen sehen ist mir zu einer unerträglichen Last geworden. Ich merke von Tag zu Tag mehr,wie es schwerer wird. Mein kleiner Sohn ist mittlerweile fast 8 Monate alt und ich war erst zweimal mit ihm spazieren...ich kann nicht länger als 5 Minuten am Stück laufen und ich würde so gerne mit ihm laufen, über den Boden krabbeln, in die Natur! Die Vorstellung, dass er in diesem Sommer über eine grüne Wiese rennt und ich nicht mit ihm rennen kann, macht mich unendlich traurig. Er ist ein so fröhliches, aufgeschlossenes Kind, jeden Tag kommt mehr in seinem Können und Wissen dazu...und ich werde das irgendwann nicht mehr mit ihm teilen können. Meine Tochter wird im Sommer 9 Jahre alt und mir zerreisst es das Herz daran zu denken, dass ich vielleicht ihre erste Liebe nicht mehr miterlebe, dass ich nicht mehr an ihren Tagträumen teilhaben kann und die hat sie zweifelsohne. Sie ist ein so liebes Mädchen, nimmt so sehr anteil an mir und aktzeptiert sogar meine Wutausbrüche mit dem Kommentar: "Ich weiss, dass das wegen Deiner Krankheit ist". Sie versucht mich zu trösten, wenn ich mal wieder haltlos weine. Sie füttert und wickelt den Kleinen, wenn mein Mann nicht zuhause ist und ich mich mal wieder nicht in der Lage dazu fühle. Und ich bin ausserstande ihr dafür zu danken oder ihr Respekt zu zollen. Und mein Mann...wir reden nicht mehr miteinander...weil ich es nicht richtig zulasse. Ich stosse ihn teilweise regelrecht von mir und er hat eine grenzenlose Geduld, die aber auch irgendwann erschöpft ist...dass weiss ich.
Liebe, in all ihren Formen ist die einzige Macht, die unserem Leben Sinn verleiht, dass weiss ich eigentlich, aber mir macht sie weh. Die Liebe zum Leben ist bei mir nicht mehr da, es brennt kein Feuer mehr in mir..keine innere Glut. Nur noch tief innen eisige Kälte und pure Verzweiflung. Ich weiss wie schön es ist, dass meine Familie und meine Freunde für mich da sind, aber so gut das auch klingen mag, dass ich hier bin, um zu leben, sind dort auch Fragen auf die ich keine Antworten finde. Vor allem die Fragen:" Warum bin ich hier? Warum soll ich einen Kämpf kämpfen, den ich nicht gewinnen kann?" Ich fühle mich verlassen, unverstanden...ich weiss dass das nicht so ist, viele von euch und auch mein Mann verstehen mich sehr gut, aber eben auch nicht alles...wie auch? Ich weiss, dass ihr teilweise eine Nase dafür habt, dass da etwas nicht stimmt, aber was es genau ist, könnt ihr dann doch nicht sagen und ich kann es auch nicht erklären, zumindest nicht richtig. Und ich würde das eigentlich gerne tun, euch und auch meiner Familie erklären, was meine Ängste genau ausmachen, warum ich manchmal wie ein Arschloch verhalte, warum ich manchmal
viel oder manchmal gar nicht rede...aber ich fühle mich dazu ausserstande. Es ist eine Welle, nein eine Flut voll Ängsten die mich mitreisst, so dass ich das Gefühl habe, diesen Wettlauf nie und nimmer gewinnen zu können. Ich würde sehr gerne jeden einzelnen Tropfen auskosten der das leben ausmacht, jede Minute, Sekunde leben voller Freude und dem Wissen:Alles ist gut!. Aber das kann ich nicht! Nicht mehr! Eure Zeilen geben mir Kraft...nicht dass ihr falsch versteht, meine Familie gibt mir auch Kraft, Kraft um irgendwie weiterzumachen.
Ich weiss nicht mal,ob das ganze überhaupt hierher gehört, ich denke eher nicht, aber egal...man wird es aktzeptieren...hoffe ich.
Ich danke euch allen...von ganzem Herzen, und ich hoffe für mich selbst und meine Familie und Freunde, dass ich vielleicht wieder etwas Lebenslust verspüren werde.
Michi