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Alt 19.08.2007, 07:54
Sunshine77 Sunshine77 ist offline
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Standard AW: Habe Angst ihn zu besuchen - sollte ich?

Hallo,

Ich hab ja hier bisher immer die Meinung vertreten, daß man nach manchen Zerwürfnissen keinen persönlichen Abschied braucht denn es gibt einfach Verhältnisse wo alles zerrüttet ist und kein Interesse von allen Parteien besteht auch mal selbstkritisch ihre Fehler einzugestehen und ggfs. zu verzeihen. Dieses Happy End daß jeder Mensch sich im Leben wünscht gibt es leider nicht immer.

Wenn ich jetzt deine Zeilen so weiter verfolge beschleicht nun aber auch mich das Gefühl, daß bei dir doch sehr vieles NICHT geklärt ist. Du wirkst auf mich in der Tat sehr gekränkt (was verständlich ist) und leidest doch stark unter dem "ausgeschlossen sein". Aber weißt du was, ich denke jetzt wo man einen wichtigen Teil deiner Vorgeschichte kennt, ist das nicht nur ein Problem was direkt mit dem Sterben deines Vaters zusammenhängt. Seine schwere Erkrankung ist nun nur der Anlaß wo all diese vergangenen Gefühle in dir hochgedrängt werden, denn im Endeffekt scheinst du dir doch lange eine Versöhnung gewünscht zu haben, ein wirkliches Zeichen von ihm daß auch du ihm wichtig bist. Dieses kam nicht und wirbelt nun alle möglichen Gefühle in dir auf was verständlich ist, denn die Zeit rennt für eine Entscheidung die getroffen werden muß. Aber wie du selber sagst, hängst nicht nur du mittendrin sondern auch die restliche Verwandschaft und auch bei denen kommen nun Dinge auf den Tisch aus vergangen Zeiten die bewältigt werden müssen. Therapeutische Hilfe vieles im nachhinein aufzuarbeiten wäre da vielleicht überlegenswert.

Du schreibst als du mal hinwolltest haben sie wg. dem Termin rumgedrückst. Ich kann dich verstehen, daß dich das gekränkt hat aber mal ehrlich; du weißt nicht was den Tag anstand und du selber hättest doch vielleicht gerade nach all den Jahren auch nicht die bereitschaft gezeigt alles für eine Aussprache zu verschieben wenn sie dich denn angerufen hätten, oder? Das hat vielleicht was mit selbstschutz zu tun, dem anderen Zeigen daß man offen für das Gespräch ist aber nach all den Jahren auch nicht bereit ist alles zu verschieben. Das würde ich garnicht mal zu persönlich nehmen, es sei denn du hast damals wirklich gespürt daß kein richtiges Interesse von ihm bestand.

Ich glaube dein Interesse an einer Versöhnung ist größer als du es dir vielleicht selber eingestehen möchtest, denn immerhin schreibst du du wärst gerne täglich informiert, es quält dich nicht Teil zu sein von dieser Entwickelung und du willst wissen was los ist. Diese Gedanken habe ich z.B. was meinen Vater betrifft fast garnicht und somit spüre ich daß das was zwischen uns z.B. war abgeschlossen ist. Bei dir ist es aber anders, denn wenn es abgeschlossen wäre würdest du dich selber nicht so quälen mit dem Wunsch nach tgl. Infos sondern würdest es einfach auf dich zukommen lassen (meine Meinung).

Unter diesen Gesichtspunkten kann ich mir durchaus vorstellen, daß du diesen Besuch mehr brauchst (egal wie traurig oder auch negativ er verlaufen wird für dich persönlich) um für dich einen richtigen Abschluß zu haben. Aber wenn du jetzt hinfährst, was erwartest oder erhoffst du dir persönlich davon? Denke das solltest du für dich klären um eine evtl. Enttäuschung (die ja durchaus möglich ist angesichts der Vorgeschichte und was du dir bewußt sein solltest) abzumildern. Wenn du hinmöchtest, dann sag das z.b. deinem Bruder und sag wann du kommst. Sollte es dann wieder Einwände seitens der Familie geben, dann frag (auch wenns schmerzlich sein kann) warum nicht und versuch mal tacheles zu reden, denn viel Zeit bleibt nunmal vermutlich nicht.

Dir viel Kraft,
Sunshine
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