Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 11.04.2017, 21:18
Rei87 Rei87 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2017
Beiträge: 31
Standard AW: Anschlussheilbehandlung/Rehab

Hi,

nach Ende der Chemo bin ich gerade inmitten meiner AHB. Meine Ärzte waren geteilter Meinung, ob das für mich (29 Jahre) Sinn macht. Ich bin trotzdem völlig vorurteilsfrei und ohne großes Vorwissen in die AHB gestartet. Meine Erfahrungen bisher:

1.) Wer kann und (noch) in die Altersklasse fällt, sollte bei der DRV unbedingt eine Reha für junge Erwachsene durchboxen - bestenfalls sogar "rein onkologisch". Die (diagnostisch gemischte) Klinik hier ist voll und mir sind bisher allenfalls 3-4 Leute begegnet, die in etwa meinem Alter entsprechen. Entsprechend "altersheimgerecht" ist hier die Gestaltung des Freizeitprogramms und auch der Umgang mit den Patienten. Zumal der Erfahrungsaustausch mit Leidensgenossen oder zumindest anderen Krebs-Patienten im selben Alter erst gar keine Option ist.

2.) Reha ist Fließband - Fragen zum aktuellen Befinden waren beim ersten Arzttermin eher Nebensache. Die Vorgehensweise des Docs war daher, mir von Anfang an möglichst vielen Nebenwirkungen zu unterstellen, die ich gar nicht habe, damit er seinen Standard-Therapie-Plan für die seltenen Hodenkrebs-Patienten abrufen kann. Ergo: Das meiste konnte ich ihm "ausreden", aber trotzdem darf ich jetzt eine Reihe ärztlicher Untersuchungen mitmachen, die in meinem Falle gar keinen Sinn machen, sondern die hier überwiegend betroffenen Prostata-Kranken und deren OP-/Therapie-Folgen betrifft.

3.) Mein Therapieplan setzt sich aus 3-4 Anwendungen bzw. anwesenheitspflichtigen Veranstaltungen pro Tag zusammen. Keine davon dauert in den Regel länger als 20-30 Minuten, d.h. ich verbringe zusammengerechnet oft mehr Zeit bei den Mahlzeiten als mit Therapie. Bei den Therapien an sich erfolgt dann auch gar keine Differenzierung: Ob du 22 oder 72 bist, oder frisch operiert oder "geheilt" - selbes Tempo, selbe Behandlung. Richtig sinnlos finde ich vor allem 15-minütige Entspannungsübungen (jeder Joga-Kurs geht da länger) oder stocksteife Psych-Vorträge zum Umgang mit Krebs, deren zeitliche Ausgestaltung überhaupt keine(n) Zeit/Willen für Diskussion gibt.

Fazit: AHB/Reha ja, aber unbedingt gucken wo und welchem Rahmen. Als durchaus positiv finde ich zumindest den Tapetenwechsel nach den vielen Wochen im Krankenhaus und auf dem heimischen Sofa. Das schafft etwas Abstand zur Krankheit und gleichzeitig tut man ja doch etwas für die eigene Genesung... Und trotzdem: Ich habe keine Ahnung, was die DRV für die paar Wochen hinblättert, aber mit dem Sponsoring einer Gym-Mitgliedschaft oder einer zielgerichteten ambulanten Hilfe kämen die sicher oft günstiger weg
Mit Zitat antworten